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nicht inne gehabt haben, wird, da jene Werke auf die Römer zurückweisen, etwas wankend. Es läßt sich auch von einem erobernden Volke, wie die Römer, nicht annehmen, daß sie sich stets inner der ausgesteckten geraden Linien gehalten haben, vielmehr vermuthen, daß sie auch die dominirenden Höhen außerhalb derselben für sich benützten und wenigstens periodisch weiter vordrangen. Ohne Zweifel waren hier die Römer in den ersten Jahrhunderten nach Christus in der Ecke, die der spätere Limes bildete, weit mehr gegen Norden vorgedrungen, konnten sich aber in diesem so schwer zu vertheidigenden, zerrissenen, mit zahlreichen Thälern und Schluchten durchfurchten Terrain gegen die ankämpfenden Alemannen nicht in die Länge halten, und regulirten deßwegen später ihre Marke durch den Grenzwall, an welchen sie dann auch bedeutende mit Garnisonen besetzte Grenzniederlassungen gründeten. 1

Es sprechen auch für die Annahme, daß die Römer jenseits des Limes periodisch vorgedrungen seyen, mehrere alte Straßen, die aus dem Innern des Zehentlandes über den Limes hinaus fortsetzen. Von solchen berühren den Bezirk Gaildorf namentlich: eine römische Straße, die von Canstatt herkommt; sie führt in der Nähe von Ebni O.A. Welzheim über den Limes, zieht von da nördlich an Mönchhof vorüber und kommt 1/4 Stunde westlich von Altersberg in den Oberamtsbezirk, in welchem sie über Altersberg, Horlachen, Wasserhof, Buchhof, Rothenhaar, Steinhöfle, Weiler nach Laufen ihren Zug hat. Bei letzterem Ort setzt sie unter dem Namen „Heerstraße“ über den Kocher und verläßt bei Wegstetten das Oberamt. Eine zweite Römerstraße, die von Murrhardt herkommt, erreicht den Limes bei Grab und führt in gerader Richtung fortsetzend, 1/4 St. nördlich von Marrhördt auf die Oberamtsgrenze zwischen Gaildorf und Backnang, auf dieser führt sie 1/4 St. lang unter dem Namen „alte Straße“ fort, und muß nach der Richtung und dem Terrain einige 100 Schritte südlich von der Wielandsmühle vorbeigezogen seyn, wo sie die Roth überschreitet und zugleich den Oberamtsbezirk verläßt. Ferner berührt die römische Heerstraße, welche ehemals die Grenzniederlassungen bei Welzheim und bei Mainhardt in Verbindung setzte, den Bezirk bei Wolfenbrück. Ungefähr 1/8 St. südlich von diesem Ort bei der sogenannten Schanze zieht sie über die Oberamtsgrenze und von da durch Wolfenbrück; nördlich von letzterem Ort verläßt sie den Bezirk wieder. Sie führt unter dem Namen „alte Straße“ an Mannenweiler vorüber nach Grab, wo sie wieder innerhalb des Grenzwalls (den sie von Kaisersbach an, des Terrains wegen, überschreiten mußte) tritt und im Rücken von diesem nach Mainhardt ihren Zug hat. Endlich lief von Adelstetten herkommend eine alte Straße südlich von Kapf in den Bezirk, führte auf dem Gebirgsrücken fort an Vorder-Steinenberg

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_112.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)