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weniger Landwirthschaft. Außer dem Betrieb des Vitriolbergwerks bei Gaildorf sind als Fabrik-Geschäfte zu nennen: ein größeres chemisches Fabrik-Geschäft in Ödendorf, eine Soda-Fabrike, eine Glaswaaren-Fabrike und eine Beinwaaren-Fabrike, sämmtlich in Gaildorf. Kunst- und literarische Gewerbe sind im Bezirke nicht. Im Ganzen zählt derselbe 1955 Meister und 239 Gehilfen und Lehrlinge. Die zahlreichsten Gewerbe sind die der Branntweinbrenner, Schuhmacher und Kleinhändler. Eigenthümlich dem Bezirke sind die Gewerbe der Potaschensieder, Theerbrenner, Harz- und Kienruß-Bereiter und die meist den Gemeinden Unter-Gröningen und Sulzbach angehörigen Schachteln-, Schaufel-, Rechen-, Wannen- etc. Macher. Von Bedeutung ist die Zahl der Sägmühlen, deren eine zu Sulzbach, wo auch eine größere sog. Kunstmühle sich befindet, besonders namhaft ist. Auffallend viele Handwerke hat Unter-Gröningen. In älteren Zeiten waren mehrere Glashütten im Bezirke.

b. Nebengewerbe.

sind Linnen- und Baumwollen-Spinnen, letzteres namentlich in Unter-Gröningen, obwohl neuerlich nicht mehr von Belang. Das Weben von Wollen- und Leinen-Stoffen für den eigenen Bedarf bildet eine namhafte Nebenbeschäftigung; ziemlich viele junge Leute erlernen das Weber-Handwerk, um Winters für ihre Angehörigen zu weben, da nicht leicht in einem Bauernhause ein Webstuhl fehlt. Auch die Verfertigung von Strohgeflechten wird z. B. in Hausen und Vichberg betrieben. Eine fast allgemeine Beschäftigung des Landmanns im Winter und Frühling ist aber die Verfertigung von Weinbergpfählen und andern Holzwaaren.

c. Handel.

Großhandel, Spedition und Zwischenhandel werden im Oberamte nicht betrieben. Gegenstände der Ausfuhr sind, wie schon oben erwähnt, Schmalvieh, Nutzvieh und Mastvieh, junge Gänse und Holz aller Art, namentlich von den 81 Sägmühlen verarbeitete Schnittwaaren, sehr viele Pfähle in die Weingegenden, Schachteln, Wannen, Joche, Rechen, Schaufeln u. dergl., sodann Stammholz (Holländer), Brennholz, auch Nutz- und Bauholz, Sägblöcke, Kohlen, Theer, Harz, Potasche, Kienruß; ferner Flachs, Leinöl, etwas Haber, Heu, Butter und Schmalz, sowie Vitriol, Soda und andere chemische Erzeugnisse, Hohlglas und Beinwaaren. Gegenstände der Einfuhr sind: Getreide von den Schrannen zu Hall und Winnenden, und aus Bayern junge Schweine, ferner Pferde, Bier, Wein aus dem Weinsberger Thal, Colonial-, Ellen- und Baumwollen-Waaren, verschiedene Rohstoffe etc. Die Durchfuhr besteht hauptsächlich in Getreide und Salz von den benachbarten Haller Salzwerken.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 072. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_072.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)