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großen Theil ihres Bedarfs beziehen. Noch wichtiger für den Holzabsatz ist aber die auf dem Kocher, der mitten durch den Bezirk geht, seit Jahrhunderten betriebene Säg- und Brennholz-Flößerei. (Schon im hohen Mittelalter hatte sie Statt; 1399 schloß hierüber Limpurg einen Vertrag mit der Stadt Hall.) Sie ist neuerer Zeit hinsichtlich des Brennholzes bis nach Kochendorf ausgedehnt worden, um nicht nur das Bedürfniß der dortigen Königl. Saline zu decken, sondern auch den am Fluß liegenden Orten und der Gegend von Heilbronn die Befriedigung ihres Holzbedarfs zu erleichtern. Es werden jährlich 6 bis 8000 Klafter Brennholz verflößt. Selbst zum Remsfloß gibt der zum Welzheimer Wald gehörige Theil des Oberamts einen Theil seines Brennholz-Erzeugnisses ab. In Ermanglung von Floßeinrichtungen für Langholz wird eine große Zahl von Langholzstämmen und einiges Klein-Nutzholz von den auf dem linken Kochergebiet gelegenen Waldungen auf der Achse nach Canstatt, Heilbronn und Neckarsulm gebracht, um von dort aus auf dem Neckar außer Lands verflößt zu werden. Auch in andere Theile des Inlandes werden Lang-, Säg- und Klein-Nutzholz, namentlich Weinbergpfähle in großen Mengen, abgesetzt. Ein starker Absatz von Brenn- und Säg-Holz findet mittelst des Kochers theils zur Königl. Saline in Hall, theils an die dortigen sehr zahlreich und schwunghaft betriebenen Sägmühlen statt, welche die Bretter größtentheils wieder an den Neckar bringen. Die Kohlen finden durch Privatunternehmung auch einen Weg auf kleinere Hammerwerke im Inland und im benachbarten Bayern.

In den Staatswaldungen werden durchschnittlich 25 bis 30 % an Nutzholz abgesetzt, in den standesherrlichen Waldungen aber, wo der Haushalt mehr merkantilisch betrieben werden kann und die Rücksicht auf die Befriedigung der Königl. Hüttenwerke und Salinen mit Kohlen und Holz wegfällt, steigt der Nutzholzabsatz bis auf 56 % des Gesammterzeugnisses. Den Privatwaldbesitzern verschafft der Staat durch jährlichen Ankauf von Brennholz für den Zweck des Flößens und des Verkohlens eine erwünschte Gelegenheit zum Absatz.

Bei der in den letzten Jahren theils durch Errichtung neuer Gewerbe und Sägmühlen, theils durch Erweiterung längst bestehender Anstalten, wie z. B. der chemischen Fabrik in Ödendorf, eingetretenen Vermehrung des Holzabsatzes im Bezirke selbst, ist der vor mehreren Jahren gefaßte Plan der Staats-Finanzverwaltung, den Kocher auch für Langholz flößbar zu machen, um einem Bezirk, der im Verhältniß zur Bevölkerung viermal mehr Wald enthält, als der Durchschnitt für das ganze Land beträgt, einen entsprechenden Absatz zu sichern, wenigstens für jetzt, als aufgegeben zu betrachten. Die dermalige unvollkommene Kocherflößerei

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 064. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_064.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)