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dem geringen Ertrage der Felder die Hauptstützen der Bauernwirthschaften, daher auch das Sprichwort „Holz macht die Äcker stolz.“ Indessen ging es den Bauernwaldungen in Folge der Kriegs- und Theuerungs-Jahre, der zunehmenden Güterzerstückelung und zuletzt in Folge der Frohnablösungen stark an’s Leben; auch sind bedeutende Flächen in der letzteren Zeit nach erfolgter Abholzung in das Eigenthum des Staats und der Grundherrschaften übergegangen. Übrigens sind die Privatwaldungen, was haubares Holz betrifft, in minder befriedigendem Zustand als die übrigen Waldungen.

In den Staatswaldungen sind die Durchforstungen allgemein im Gange, auch haben sich diese, wie das Stockroden, neuerlich in den Gemeinde- und Privat-Waldungen so weit Bahn gebrochen, als es die schwache Nachfrage nach geringeren Holzsortimenten zuläßt. Abgesehen von der Fehmelwirthschaft bildet die natürliche Verjüngung mittelst der Samenschlagstellungen und Nachhiebe die Regel, wird aber durch die sehr in Schwung gekommene künstliche Cultur, insbesondere durch Pflanzung der in Saatschulen erzogenen Fichten wesentlich unterstützt und gefördert. Bei den vor 10 bis 15 Jahren in großer Ausdehnung vom Staat angekauften und aufgeforsteten landwirthschaftlichen Grundstücken hat man vorzugsweise die Saat von Fichten und Forchen, zur Nachbesserung aber gleichfalls die Pflanzung gewählt, und es dürfen diese Culturen den schönsten des Landes keck an die Seite gesetzt werden. In den zahlreichen Privatwaldungen hat die künstliche Cultur und namentlich die Fichtenpflanzung, selbst auf umgelegten Rasen, gleichfalls Nachahmung gefunden.

Der durchschnittliche Jahreszuwachs im Nadelholz darf einschließlich der Durchforstungserträge wohl zu 2/3 bis 3/4 Klafter per Morgen, unter günstigen Verhältnissen, wie z. B. einem großen Theile der Reviere Gschwend, Kaisersbach, Unter-Gröningen und der Besitzungen der Standesherren, sogar zu 1 Kl. angenommen werden, wozu noch das Stock- und Wurzel-Holz-Erzeugniß mit 15 bis 20 Procent des Hauptertrags kommt. Aber nicht überall kann es vollständig zur Nutzung gebracht werden, aus Mangel an Absatz. Das Reisach hat als Brennmaterial nicht viele Nachfrage, wird aber um so mehr zur Einstreu verwendet.

Für den Holztransport bestehen außer einigen wechselnden Brennholzwiesen, die an die Floßbäche führen, und Schlittwegen, keine besonderen Anstalten, und das Riesen der Sägklötze hat längst aufgehört; wohl aber sind im Laufe der letzten 10 Jahre die vormaligen Prügel- oder Bengel-Wege verlassen, viele Waldwege theils neu gebaut, theils sehr verbessert worden, und es ist in dieser Beziehung hauptsächlich die den ganzen Limpurger Wald durchziehende sogenannte Kohlenstraße zu nennen, auf welcher die Königl. Hüttenwerke des obern Kocherthals einen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 063. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_063.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)