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Flüsse und Bäche abgerechnet, nur auf den höher gelegenen Wiesen anwendbar, weil das in den Thälern des Unterlandes quellende Wasser außerordentlich stark mit aufgelöstem schwefel- und kohlensaurem Kalke geschwängert ist, und den guten Wiesenkräutern und Gräsern sich nachtheilig erweist. Aber auch da, wo die Wässerung thunlich wäre, wird sie versäumt und es wäre daher zu wünschen, daß ein Wiesenbauverständiger zu praktischen Unterweisungen in den Bezirk käme. – Aus den Roth-Thalorten wird alljährlich eine bedeutende Menge Futters nach Außen verkauft.

d. Weinbau fand in älteren Zeiten im Roth-Thal und längs dem Kocherufer von Hall aufwärts bis über Schmiedelfeld herauf Statt. Selbst auf dem Walde, z. B. in Frickenhofen, finden sich Spuren davon. Er hat sich aber seit dem 17. Jahrhundert bis auf zwei kleine Reste bei Gaildorf und einige neuere Anlagen bei Hausen und Vichberg (zusammen 13/8 M.) allmälig verloren; von dem Erzeugniß der letzteren läßt sich indessen noch immer Dasselbe sagen, was in einem alten Gaildorfer Lagerbuche steht: „und ist ein saurer, saurer Wein, Kochenwein genannt.“ [1]

e. Obstzucht. Außer den 14642/8 Morgen Gras- und Baum-Gärten sind ihr von der obenerwähnten Wiesenfläche 669 M. gewidmet. Obwohl dieselbe im größten Theile des Oberamtsbezirkes von den gedeihlichsten Folgen begleitet seyn würde, was die vielen und starken, jedoch verwilderten Obstbäume in der Umgebung der meisten Ortschaften beweisen (schon 1371 wird eines Obstgartens bei Ober-Roth, 1385 des Obstzehentens von Michelbach und 1430 des Obstbaues in Hundsberg gedacht), so ist doch im Allgemeinen ein höherer, namentlich durch die anerkennenswerthen Bemühungen der Ortsgeistlichen gepflegter, Sinn für diesen Culturzweig erst in neuester Zeit wahrnehmbar. Noch nicht lange war der Obst-Ertrag in den Waldorten größer als in den Thalorten, wo übrigens kalte Nebel und, namentlich im Fischach-Thale, Frühlingsfröste der Cultur schaden. Der Ertrag der entlegeneren Obstbäume ist dem Diebstahle sehr ausgesetzt und auch hier, wie im Welzheimer Oberamtsbezirke, hat das Obst den bezeichnenden Namen „Grübsig“.


  1. Limpurg hatte in Gaildorf den Weinzehenten und eine erst vor 80–90 Jahren eingegangene Kelter. An Zehent- und Keltern-Wein fielen 1715–1734 daselbst 103 Eimer 103/4 Maß, wovon der (hallische) Eimer, deren 10 gleich 11/2 württ. Eimer waren, zu 52 kr. geschätzt wurde. Auch auf den Markungen von Michelbach, Buchhorn, Hirschfelden und Gschlachten-Bretzingen hatte Limpurg den Zehenten, der 1715–1734 627 Eimer 4 Maß (31 Fuder 7 Eimer 4 Maß), gleichfalls zu 52 kr. geschätzt, ertrug. Keltern standen ferner in Michelbach und Ödendorf.
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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 059. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_059.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)