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Von den verschiedenen Culturgewächsen werden angebaut: Roggen und Dinkel, sowohl im Gemenge als auch besonder, auf allen Bodenarten; der erstere lohnt sehr gut im Oberlande, namentlich in Frickenhofen, der letztere ist im Kocher-Thale, besonders in Bröckingen und auch im Roth-Thale, von vorzüglicher Güte; Weizen neuerlich im Kocher- und Fischach-Thale; Einkorn, sowohl im Sommer- als im Winter-Felde, zumeist auf den Mergelböden. Sommergerste kommt wenig vor, Wintergerste noch seltener, desto allgemeiner wird Haber gebaut, und zwar im Unterlande der sog. Klupper- oder Zottel-Haber, der mehr „in’s Simri“ und mehr Stroh liefert, im Oberland aber der sogen. Krattel-Haber, welcher früher reift und schwerer ist, daher auch mehr gesucht und besser bezahlt wird. In der Gegend von Frickenhofen wird sehr viel Habermehl, gewöhnlich mit 1/3 Roggenmehl vermengt, zu Brod gebacken. Für das eigene Bedürfniß an Brodfrüchten ist das eigene Erzeugniß hinreichend in den Gemeinden Ödendorf, Ruppertshofen, Ober-Gröningen, Eschach und Vorder-Steinenberg; nur in guten Jahrgängen genügt es in den Gemeinden Eutendorf, Geifertshofen, Unter-Roth und Vichberg; nach Außen können nur verkaufen: die Gemeinden Mittel-Fischach, Ober-Fischach und Michelbach. Das eigene Erzeugniß reicht für den Bezirk nicht hin. – Die Kartoffeln, welche von den Rheingegenden her in den Bezirk kamen und bald die Stelle der zuvor allgemein gepflanzten weißen Rüben einnahmen, fanden daher seit 1770 so allgemeinen Beifall, daß sie in Menge angebaut wurden, und schon um’s Jahr 1790 eine so wichtige Stelle unter den Nahrungsmitteln einnahmen, daß Prescher damals behaupten durfte, es könnten sich ohne die Kartoffeln nicht so viele Menschen hier ernähren. Diese Frucht ist in neueren Zeiten um so mehr ein Hauptnahrungsmittel des Bezirkes geworden, als seine Bevölkerung inzwischen sich um 2/3 erhöht und die Production der Brodfrüchte nicht sehr zugenommen hat. Die Kartoffel, welche auf den Bergen in vorzüglicher Güte wuchs, will nun aber, wie anderwärts, seit sieben Jahren nicht mehr gedeihen. Man hat deßwegen als Ersatzmittel auf den Bau des Buchwaizens oder Haidekornes (vom Volke „schwarzes“ oder „wildes Wälschkorn“ genannt) Bedacht genommen, eine Frucht, welche auf den Anhöhen des Roth-Thales gegen den Mainhardter Wald hin in Aufnahme kam, in Ober-Roth als Nachfrucht im Stoppelfelde geräth und auf rauhen Plätzen um Geifertshofen vorzüglich gedeiht. Im Kocher-


    der Felder weniger durch das Zehentverhältniß beschränkt war, als in Alt-Württemberg, indem herkömmlich der Zehente nach Sorten von allen Groß-Zehentfrüchten, wo immer sie stehen, dem Groß-Zehentherrn, von allen Klein-Zehentfrüchten aber ebenso dem Klein-Zehentherrn ausschließend zukommt. Demungeachtet hat sich in der Hauptsache der flürliche Einbau als Regel erhalten.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 056. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_056.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)