Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

es kann an einem Sagenkreis nicht fehlen, zu welchem die Wallfahrt nach Thüngenthal und Enßburg, auf den Einkorn und Heerberg, die Bedrückungen, welche das Landvolk einst von dem umliegenden Raubadel erlitt; die endliche Rache im Städtekrieg; der Bauernkrieg, der sich von hier aus gegen Hohenstaufen und Lorch zog; die gewaltsame Unterdrückung und Wiedereinführung der evangelischen Reformation; der schmalkaldische Krieg, der seine Fluthen auch über diese Gegenden ergoß; endlich die Leiden der Bevölkerung nach der Nördlinger Schlacht, in Folge deren sich einzelne oder ganze Haufen Menschen in den sogenannten Verhacken der Wälder mondenlang versteckten, Raub- und Mord-Thaten, von Kaiserlichen und Schweden verübt; die große Pest im Jahr 1636 u. s. f.; endlich das Freigericht im nahen Seelach, reichen Stoff bieten müssen.

Der nördliche und nordwestliche Strich des Oberamts gegen Hall, d. h. sowohl der, durch welchen die Landstraße führt, als auch der rechts von ihr über’m Gebirge gelegene Ober-Sontheim und das Fischachthal bis rückwärts nach Geifertshofen, ist nach Volkscharakter, Sitten und Gewohnheiten, Sprache und Tracht so ganz dem Hällischen verfallen, daß, wer eine Schilderung davon haben will, sich an unsere Beschreibung dieses Oberamts (1847) halten muß. Tauf-, Hochzeit- und Leichen-Schmäuse ganz so, wie dort; besondere Centralfeste oder Lustbarkeiten, die in übersichtlicher Vereinigung die Eigenthümlichkeiten der Bewohner des Oberamts Gaildorf besonders augenfällig hervortreten ließen, wie der Haller Jakobi-Markt, zu dem übrigens auch die diesseitigen Amtsangehörigen schaarenweise wallfahrten, gibt es nicht. Indessen begehen auch die Leute des obern Bezirks jene kirchlichen Hausfeierlichkeiten, wo das Vermögen dazu vorhanden ist, mit Schmausereien, nur mit weniger Gepränge und Aufwand.“

IV. Wohnorte.


1. Orte.
A. Zahl, Gattung und Areal.

Die Gesammtzahl der Wohnplätze ist 384, namentlich: 1 Stadt, 16 Pfarrdörfer, 6 Dörfer, 2 Pfarrweiler, 130 Weiler, 113 Höfe und 116 Mühlen und andere einzelne Wohnsitze. Marktberechtigt sind, außer Gaildorf, die Pfarrdörfer Geifertshofen, Gschwend, Ober-Roth, Ober-Sontheim, Ödendorf und Sulzbach, und der Weiler Seifertshofen, im Gemeindebezirk Eschach. Das Areal sämmtlicher Gebäude und Hofstätten beträgt 4943/8 Morgen.


B. Lage, Größe und Beschaffenheit.

Aus der beigegebenen Oberamtskarte und dem topographischen Theile ist die Lage der Hauptorte und Parcellen des Näheren zu ersehen. Die zum

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 043. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_043.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)