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des Oberamts, das Liasplateau, ist weniger mit Quellwasser versehen, leidet jedoch keinen Wassermangel. Das Wasser ist meistens klar, frisch und gesund, besonders das aus dem grobkörnigen Sandstein hervortretende, welches bei weitem in der Vorhand ist. Die aus dem Mergel kommenden Quellen dagegen haben vielen kohlen- und schwefelsauren Kalk; ihr Wasser ist daher sehr hart und unschmackhaft. Alle in den Niederungen und Thälern liegenden Orte besitzen laufende Brunnen; auf der Höhe sind Schöpfbrunnen häufiger.


b. Mineralquellen.

Der Marktbrunnen zu Gaildorf führt hartes Wasser, welches Gyps und bittererdige Verbindungen enthält. Bei Münster findet sich eine Quelle, deren Wasser abführende Eigenschaften haben soll. Bei Eutendorf, wo früher ein Gesundbad war, ist eine stark inkrustirende Quelle. Auch Gschwend hatte ein Badhaus, wozu der schwefelhaltige Weilerbrunnen benützt wurde. Nicht weit von Mittel-Fischach befindet sich auf einer Wiese ein ehemaliger Gesundbrunnen. Näheres in der Ortsbeschreibung.


c. Flüsse und Bäche.

Der Bezirk hat nur Einen Hauptfluß: den Kocher, außer welchem die untere Roth, die Lein und die Bühler noch namhaft sind. Die beiden letzteren berühren übrigens den Bezirk nur in kleinen Strecken.

Der Kocher entspringt im Oberamt Aalen; bei Fach in den Bezirk eintretend, folgt er in vielen Schlangenlinien dem schon oben beschriebenen Zug des Kocherthals und tritt, nachdem er bei Westheim eine Zeitlang den Bezirk verlassen hatte, 1/4 St. nordwestlich aus demselben. Sein Lauf durch den Bezirk beträgt nach der Thalbahn 81/2 St. und nach der Flußbahn 111/2 St. Er hat ein ziemlich seichtes Bett und ist, da er großentheils durch leicht auflösliche Keuperschichten fließt, selten vollkommen hell und klar. Nach Kohler’s Berechnung führt er jährlich aus dem ihm zukommenden Flußgebiet (von 37 Quadratmeilen) 34.9973/5 Millionen württemb. Eimer Wasser dem Neckar zu. Demnach kommt er in dieser Beziehung zwischen die Enz mit 37.8351/5 und die Jagst mit 30.7411/4 Millionen Eimer zu stehen und ist der Wassermasse nach der vierte Fluß in Württemberg. Seit Jahrhunderten wird, wie sich unten findet, auf dem Kocher von Abtsgmünd bis Hall Brenn- und Säg-Holz geflößt. Der Fall des Kochers ist nach Kohler’s trigonometrischen Messungen in Pariser Fuß: [1]


  1. v. Memminger, Beschreib. v. Württemb., 3. Aufl., 1841, Seite 843.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Gaildorf. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 010. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGaildorf_010.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)