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an einzelne Bürger derselben von der Kellerei verliehen war, stand der Weiler noch nicht.

Reichenbach war in früheren Zeiten wohl ein Besitzthum der Hohenstaufen und kam, wie wir bei Ebersbach sahen, mit diesem an Württemberg (oben S. 180). Der Name soll, nach dem Berichte von 1535, von dem durchfließenden gleichnamigen Bache herrühren, der „bald reich an Wasser“ werde. Indeß scheint Reichenbach in älterer Zeit in einer näheren Verbindung mit Plochingen, als mit Ebersbach gestanden zu haben, da nach dem Kellerei-Lagerbuche von 1524 der Schultheiß von Plochingen 2 Pfund an der Steuer von Reichenbach jährlich empfing. Reichenbach wurde, wie oben S. 85 bemerkt, 1485 vom Amte Kirchheim getrennt und dem Amte Göppingen zugetheilt. An den grundherrlichen Rechten hatte aber Württemberg, mit Ausnahme der unten zu erwähnenden, 1436 neu erbauten Mühle, keinen Antheil. Eine zweite, die sogenannte innere Mühle, gehörte dem Kl. Kirchheim, das sie ums J. 1380 von Benz von Kirchheim erworben. Die Propstei Nellingen besaß, Namens des Kl. St. Blasien auf dem Schwarzwalde, 3 schon 1490 ganz zertrümmerte Höfe und 3 kleinere Lehen. Auch gehörte ihr der zwischen Reichenbach und Plochingen gelegene Wald „das Propstholz,“ der 1508 versteint und zur Hälfte der Gemeinde Reichenbach zugetheilt wurde. Der Hospital Eßlingen war ebenfalls frühe schon hier begütert. Diese Rechte rührten zum Theil von denen von Stein, von Mannsberg, von Ahelfingen, Schilling u. A. her, welche sie 1378 – 1405 besaßen. Den eigenthümlichen Gatterzins s. oben S. 76 und über die Schicksale im dreißigjährigen Kriege S. 103.

Die Pfarrei ist von höherem Alter, schon 1268 kommt Marquardus plebanus de Richenbach und 1360 „Pfaff Albrecht der Kirchherr zu Richenbach“ vor. Das Patronat scheint Württemberg mit dem Orte erworben zu haben. Mit Zustimmung des Grafen Ulrich, als Kastvogts der Kirche, verlieh 1463 Conrad Dorß, Pfarrherr zu Reichenbach, die Widum zu Erblehen, mit der Pflicht, für den Widmaier, den Hummel und Eber zu halten. Bis 1507, wo sie hierher umgepfarrt wurden, waren 12 Häuser Filiale von Hochdorf. Die Reformation mag zu derselben Zeit, wie in Ebersbach, vollzogen worden seyn. Den großen Zehenten besaß in alten Zeiten das Kl. Adelberg auf allen Gütern, die der Propstei Nellingen zinsten; im Übrigen theilten sich die Pfarreien Reichenbach und Hegenlohe, OA. Schorndorf, und zwar diese Namens der ebengedachten Propstei, in denselben. „Der Weinzehente ob dem Wallenweg“ gehörte der Pfarrei Hegenlohe; der kleine und Heu-Zehente den Pfarreien Reichenbach und Hochdorf und dem Heiligen in Reichenbach.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_275.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)