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Rechberghausen stellt sich von Göppingen aus als ein freundliches Bild dar, welches durch den adelberger Wald im Hintergründe noch mehr gehoben wird. Was die Schuld der größern Sterblichkeit (oben S. 36) trägt, ist noch nicht ermittelt. Der Ort theilte sich früher in das Dorf und Städtchen ab. Das Dorf fängt im Thale mit der ehemaligen Burgmühle an und erhebt sich gegen Norden stets bergan, wo sich unmittelbar das Städtchen anreiht, das sich mit Kirche, Pfarr- und Messner-Haus bis zum Schloßberg hinaufzieht. Das Städtchen war völlig ummauert und hatte 3 Thore; die Mauern sind längst verschwunden und von jenen steht nur noch eines an der westlichen Seite. Als Scheidewand zwischen Städtchen und Dorf ist noch der Stadtgraben gegen Süden und Westen sichtbar; der sogenannte Schloßweiher aber längst in eine fette Wiese umgewandelt. Die durch den Ort führende Hauptstraße ist ziemlich breit. Durch denselben fließt der von Adelberg herkommende Aalbach (oben S. 18), hier Jackersbach genannt, der noch auf der Markung in den Marbach fällt. Rechberghausen zählt 130 Haupt- und 24 Neben-Gebäude. Unter denselben zeichnet sich nur das 1721 im neueren Style von Fachwerk erbaute Schloß aus. Neben dem Wirthshause zum Hirsch soll in alten Zeiten auch ein Schloß gestanden haben, wo die Besitzer des Dorfes saßen. Die Pfarrkirche zur Maria Himmelfahrt steht mit dem Thurme auf Felsen und ist gut erhalten. Sie ist mehr als 300 Jahre alt und hat 3 Altäre und eine gute Orgel. Noch so alt ist die angebaute St. Beatuscapelle, welche nun die Sakristei bildet. Wenige Schritte hinter der Kirche steht die 1596 von Haug Erkinger v. Rechberg erbaute Capelle zur Mariahilf, worin sich die Todtengruft der Gutsherrschaft befindet und alle Samstag eine Todtenvesper zu lesen ist. Eine weitere Capelle zu St. Michael steht auf dem tausend Schritte vom Dorf entfernten Gottesacker, von wo sich eine reizende Aussicht ins Filsthal, auf Hohenstaufen und Staufeneck eröffnet. Sie wurde 1707 erbaut und hat ein zwar schlecht erhaltenes, aber gutes, aus altdeutscher Schule stammendes Altarblatt, die Christus opfernden heiligen 3 Könige darstellend. Die Baulast der Kirche und Capellen liegt auf der Kirchenpflege. Das bei der Kirche gelegene Pfarrhaus hat der Heilige zu erhalten. Das Schulhaus baute die Gemeinde vor einigen Jahren; das alte Schulhaus bewohnt der Schulmeister. Die Lage des Ortes ist gesund; doch hat er Mangel an Brunnenwasser, das durch eine 1000’ lange Teichelleitung hergeschafft werden muß. Der Boden ist fruchtbar und gut angebaut, und zu Förderung der Obstzucht eine Baumschule vorhanden; es befinden sich aber allzuwenige Güter in den Händen der meist unbemittelten Einwohner; daher nur wenige Bauern, sondern allermeist kleinhäuselnde Taglöhner

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_269.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)