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Adelsmatrikel zu 3400 fl. an. Wegen Verzichtleistung auf die Ausübung der Patrimonial-Gerichtsbarkeit, Ortspolizei und Forstgerichtsbarkeit hat die Gutsherrschaft die bei Dürnau S. 171 bemerkten Surrogate zu genießen. Zu dem Gute gehören auch noch, als Mannlehen von der Krone, Zehenten und andere Gefälle zu Lauffen, Stadt und Dorf, OA. Besigheim. Der Rentbeamte hat seinen Sitz in Göppingen.

Jebenhausen liegt sehr freundlich in dem oben S. 6 erwähnten Thale und bietet einen schönen und weiten Gesichtskreis dar. Es ist vom Fulbach oder Füllbach bewässert (oben S. 17) und in zwei Theile getheilt. Der eine liegt in flacher Ebene und bildet die Christengemeinde; der andere, von diesem durch den Dintenbach und eine Pappelallee getrennt, liegt an einer Anhöhe und enthält die Judencolonie; so daß in diesem Theile hier und da eine christliche Wohnung, im andern Theile aber, nach den Aufnahmebedingungen der Juden, nicht eine Judenwohnung sich findet. Der Ort ist, da er nur eine einzige Straße hat und fast neben jedem Christenhause ein Garten liegt, sehr lang. Der städtische Häuserschmuck in der Gemeinde der Juden sticht gar sonderbar gegen die einfachen Wohnungen der Christen ab. Jebenhausen zählt 134 Haupt- und 36 Neben-Gebäude. Die in der Mitte der Christengemeinde stehende Kirche zu St. Philipp und Jakob ist gothischen Styls und 1406 erbaut. Ursprünglich eine Capelle, hat sie keinen Chor. Bemerkenswerth ist das innerhalb derselben stehende, zu Aufbewahrung der Monstranz bestimmt gewesene, Tabernakel oder Sacramenthäuschen: ein ächt gothisches Meisterstück, das einen kleinen, auf vorzüglich gewundenem Fußgestelle ruhenden, Thurm vorstellt. Von den 12 meisterhaft in Stein gehauenen Aposteln, die auf den Säulen standen, sind leider nur noch zwei vorhanden. Sie rühren aus dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts her und dürfen, nach dem Urtheile von Kunstverständigen, den Tabernakelfiguren im ulmer Münster füglich an die Seite gestellt werden. Der Kirchthurm wurde erst zu Ende des vorigen Jahrhunderts erbaut und soll das ganze Vermögen des Heiligen von mehr als 20.000 fl. verschlungen haben. Das hübsche Pfarrhaus hat 1835 die Gemeinde an der Stelle des alten erbaut. Gleichwohl ist die Frage über die Baulast der Kirche und des Pfarr- und Schul-Hauses wegen der früheren grundherrschaftlichen Verhältnisse noch nicht entschieden. Die mit gewölbten Fenstern und einer hebräischen Inschrift versehene Synagoge wurde 1807 erbaut. Das gutsherrschaftliche, von Philipp Albrecht v. Liebenstein 1686 erbaute, Schloß steht, wahrscheinlich dem Sauerbronnen und damaligen Bade zu lieb, in einer ungesunden Vertiefung und hat in architektonischer Hinsicht keinen Werth. Das

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 253. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_253.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)