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bauen und zu erhalten, Früchte von da nach Göppingen in die Mühle und das Mehl und andere Nahrungsmittel hinauf zu führen, wogegen mehrere der Weiler und Höfe das erforderliche Holz in herrschaftlichen Waldungen zu hauen und hinaufzuführen, seit dem Abgange des Schlosses aber für 68 Klafter das Hauerlohn zu bezahlen und noch 34 Klafter zum Göppinger Sauerbrunnen zu führen hatten. In den Bau der zum Schloß gehörigen 5 Jauchert Ackers und 15 Tagwerk Wiesen theilten sich sämmtliche Amtsangehörige. Burgholz war wegen der weiten Entfernung aus Gnaden, andere Güter waren sonst davon befreit. Gegenleistungen wurden hauptsächlich nur beim Bau der Wiesen gewährt; denn für das erste Gras erhielt „ein Mäder eine Suppe, ein Paar gesottene Eyer, eine Milch vnd einen Pfennigwecken.“

Die Grundherrschaft im ganzen Ämtchen, soweit nicht unten Ausnahmen bemerkt sind, stand den Inhabern von Hohenstaufen zu. Aber die daher rührenden Verbindlichkeiten waren unbedeutend und meist nur auf den gelindesten Grad der Vogteilichkeit gegründet. Im Dorfe selbst war aller Grundbesitz, mit Ausnahme eines kleinen, dem Kl. Adelberg zuständigen Feldlehens, seit den ältesten Zeiten vollkommenes ungebundenes Eigenthum und für die Kellerei außer Steuer und Freveln nichts zu erheben.

Im Übrigen theilte das Ämtchen alle politischen Schicksale mit der Burg Hohenstaufen. Außer dem, was dießfalls hienach bemerkt wird, ist noch hervorzuheben, daß das Dorf 1448 von den Gmündern geplündert worden und im dreißigjährigen Kriege sehr viel gelitten hat. Anfangs Juni 1635 plünderte eine starke Truppe Dragoner dasselbe aus und brannte 26 Gebäude nieder, nachdem sie am Tage zuvor das wenige noch vorhanden gewesene Vieh geraubt hatten. Die meisten Einwohner flüchteten sich in die Schweiz und nach Oberschwaben, und erst 1646 kamen Einige zurück; aber lange nachher lagen noch viele Güter ungebaut, und noch in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zählte der Ort kaum 100 Bürger. (S. auch oben S. 103.)

Was das Kirchengeschichtliche betrifft, so ist die Pfarrei von hohem Alter und wohl so alt als das Dorf selbst. Mit der Burg ging auch das Patronat auf Württemberg über. Graf Ulrich der Vielgeliebte trat aber dasselbe mit der Schloßkapelle nebst allen Zehenten 1450 dem Kl. Adelberg ab, worauf 1454 die Kirche diesem einverleibt wurde. Die Reformation wurde zugleich wie in Göppingen eingeführt; die Kirchenbücher reichen bis 1558 zurück. Aber wie dort (S. 141), so wurde auch hier, während die Erzherzogin Claudia Herrin des Amtes Göppingen war, der fathotische Cultus wieder eingeführt. Der damalige Pfarrer J. G. Häuglin wurde

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_232.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)