Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

300 fl. in Münze die Zehenten zu Gruibingen, Ganslosen, Drackenstein, Gosbach und Schönbach, samt dem Leinberg, den Widemhof zu Ganslosen und Waldungen, sowie das Patronat und die Lehenschaft der Pfarrei und Helferei Drackenstein, der Pfarrei und Frühmesse Gruibingen und der Pfarrei Gosbach sammt etlichen Leibeigenen; welches Alles noch an demselben Tage und um dieselbe Summe Adelberg an Württemberg abtrat. König Ferdinand, damals Inhaber des Landes, regulirte sofort die hiesige Pfarrei. Diese, sowie die 1431 von der Gemeinde Gruibingen gestiftete Frühmeß-Caplanei, welche bis dahin dem Kl. Ursperg einverleibt und nur durch Vikarien versehen worden waren, sollen nun beständig mit Priestern besetzt und der eine, mit dem Sitze in Gruibingen, zugleich die Caplanei Ganslosen versehen. Auch diesem, der indessen am Tische des Pfarrers gesessen, wurde eine Besoldung geschöpft. Die 2 Springochsen, den Ranen und den Eber, die bis dahin der Pfarrer gegen das Recht zu halten hatte, täglich einen Springochsen und eine Kuh in die Wiesen frei gehen zu lassen, wurden dem Meßner, bis dahin ein Knecht des Pfarrers, übergeben und demselben die Meßnergarben und Meßnerlaibe eingeräumt. Das Gesegnete auf Ostern, den bischöflichen Bannschatz, Hostien und Wein soll der Pfarrer auch künftig geben, dagegen das Fastnachtküchlen und andere Gastungen zu geben entbunden seyn. – Neben der Kirche stand auf dem Kirchhofe auch eine Capelle zu unserer lieben Frau, die einen eigenen Fonds hatte und erst 1828 abgebrochen wurde. Sodann stand auf einer südlich emporsteigenden Waldhöhe 1/2 St. entfernt eine Wallfahrtscapelle zu St. Wolfgang, die ebenfalls ihren eigenen Fonds hatte. Schon 1552 war diese durch freiwillige Gaben entstandene Capelle zerfallen. Ein daneben gestandenes, von einem Garten umgebenes Haus diente bis zur Reformation, wo dasselbe abgebrochen und in Gruibingen als Pfarrhaus wieder aufgebaut ward, einem Einsiedler zum Wohnsitze. Eine neben dem vormaligen Kirchlein entspringende Quelle wurde lange noch von den Katholiken der Nachbarschaft als wunderthätig aufgesucht. – Die Reformation wurde frühzeitig vollzogen, da schon 1537 die Pfarrbesoldung mit der Frühmeßpfründe aufgebessert war. Sofort wurden auch die Gefälle der drei Heiligen, St. Martins, unserer Frau und St. Wolfgangs, vereinigt und dem Armenkasten übergeben. Der während des Interims bestellte Pfarrer, Michael Emmerer, gab zu vielen Beschwerden Anlaß. Die Vögte und der Keller klagten am 20. März 1551: unter ihm seyen die Unterthanen, die unter seinem evangelischen Vorgänger gehorsam gewesen, ganz unbotmäßig; „er thue vff der Canzel nichts, denn pochen, poltern vnd männiglichs übelreden, hab auch offentlich vff der Canzel gesagt,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)