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astricti fuere,« befreit werden. Der Propst soll die Pfarrei versehen und sich hiefür einen Hülfspriester halten. Alsbald nach der Reformation wurde wieder ein eigener Pfarrer bestellt, der aber während des Interims von dem früheren Chorherrn Jakob Ackermann verdrängt ward; von diesem sagten seine Pfarrkinder am 15. Juni 1549: „so er ihnen predigen wöll, könne er ihnen nichts anzeigen, auch das Evangelium teutsch nit wohl lesen, halten ihn für einen schlechten einfeltigen Menschen, der solichs nie gebraucht, oder einige Lust oder Willen dazu gehabt.“ Im Juni 1551 wurde Meister Michael Brodhag zum Pfarrer ernannt. Von 1635 – 1654 war die Pfarrei unbesetzt. Bis 1641 versah sie ein Diakonus von Göppingen, bis 1650 der Pfarrer von Uhingen und bis 1654 der von Wangen; erst am 26. Mai 1654, als die Einwohner sich wieder vermehrt hatten, wurde sie wieder besetzt. Filialien hatte sie nie. Die Zehenten standen, zur einen Hälfte von den v. Rechberghausen und zur andern von den v. Zillenhardt her, dem Stifte Faurndau zu, mit Ausnahme des Weinzehenten auf dem Hörrain oder Hayrain, welcher zu 5/8 der Ortsherrschaft, zu 2/8 dem Kl. Adelberg und zu 1/8 dem Stift Faurndau gehörte.

Auf der Markung von Faurndau lagen einige nun abgegangene Höfe. Der eine hieß Hörhof oder Körhof und lag wohl auf dem vorerwähnten Hörrain. Heinrich von Rechberghausen belehnt 1414 den Eßlinger Bürger Hans Nallinger mit „dem Hof zu Köre,“ und soll er dieses Lehen verdienen wie es ein Mann zu thun schuldig ist. Hans Ungelter verkaufte den Hof 1487 an Junker Hans von Liebenstein und dieser ihn im J. 1494 an das Stift Faurndau. Der andere war der sogenannte Freihof, am Fußwege nach Jebenhausen und 1/2 Stunde von Faurndau gelegen. Nach dem Kellerei-Lagerbuch von 1477 bestand dieser „Fryhof“ aus einem Maierhof, in welchen 9 Sölden zinsten, aus einigen Häusern und dem „Schwallbrunnen,“ auch der „Surbrunn Lengenwang“ genannt, wo bereits 1524 ein Bad und ein Wirthshaus standen. Auf die Bitte des württembergischen Forstmeisters Bernhard Moser von Filseck wurde am 27. Dec. 1610 gestattet, daß er und seine Nachfolger auf diesem seinem Freihofe eine beschränkte Polizeigewalt, von 1 – 3tägiger Custodi und bis auf 2 Pfd. Helfer Strafe ausübe. Damals war das Haus mit einer Mauer, woran Eckthürme, umgeben. Nahe dabei stand das Badhaus Lengenbad und daneben der überwölbte Sauerbrunnen. Die Bad- und Wirthschafts-Gebäude kaufte bald darauf die Herrschaft und versetzte sie 1620 – 1630 an die Sauerbrunnenquelle in Göppingen (oben S. 132); der Hof selbst aber, dessen Areal 1/15 der Markung von Faurndau begriff, kam in verschiedene Hände und wurde vor etwa 150 Jahren zertrümmert. Die Mauern des Hofes

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_195.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)