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trägt 7 – 9 Sch. Dinkel und 4 – 5 Sch. Haber. Das Erzeugniß wird im Orte selbst consumirt. Die Wiesen liefern gutes Futter. Eine gut angelegte Baumschule besteht seit neuerer Zeit, und der Obstbau wird fleißig betrieben; der kiesige Untergrund und Nachtfröste stehen aber seinem höhern Gedeihen entgegen. Der Ort hatte selbst Weinbau, und zwar bereits im J. 875. Der „Wingarten vnter dem Schwalbrunn“ gedenkt eine Urkunde von 1489; auch jenseits der Fils, auf dem Hayrain, standen 3 Morgen Weinberge noch 1562 im Bau, die aber 1700 in Wiesen verwandelt wurden. Die Pferdezucht gehört unter die besseren des Bezirkes; ungleich bedeutender aber ist die Rindviehzucht. Das Vieh ist meist gut genährt und mehr als 4/5 werden im Stalle gefüttert. Der Handel auf benachbarten Viehmärkten wird lebhaft betrieben. Auch die Schafzucht ist von Belang; es mögen hier gegen 2000 Stücke überwintert werden. Von Gewerben sind nur 1 Mahlmühle, 2 Säg-, 2 Öl-, 2 Gyps- und 1 Hanfreib-Mühle, sowie eine gute Glockengießerei und Feuerspritzenfabrik, die schon Glocken von 8 – 10 Ctr. gegossen hat, und hauptsächlich eine Papierfabrik zu nennen. Diese, im Besitze von Carl Beckh und Söhnen, arbeitet seit 1830 mit Maschinen, beschäftigt 50 – 60 Arbeiter und verbraucht etwa 6000 Ctr. Lumpen. Sie setzt viele ärmere Einwohner in Nahrung. Sie ist in einem schönen Gebäude untergebracht.

Über den Gemeinde- und Stiftungs-Haushalt gibt die Tabelle Aufschluß. [1] Die Pfarrei hat keine Filialien; das Patronat ist königlich. An der Schule stehen ein Schulmeister und ein Gehülfe. Die Schulstiftungen betrugen im J. 1828 450 fl. Auch besteht seit einigen Jahren eine Strickschule. Faurndau hat nur Schöpfbrunnen, die von der Fils gespeist werden; es wird aber auch kein süßes Wasser hier getrunken, sondern nur Mineralwasser, welches jede Haushaltung in großen Krügen theils von der Göppinger und theils von der hiesigen Quelle herbeibringen läßt. (Oben S. 9.) Der Begräbnißplatz liegt um die Kirche her und hat sich allmälig so erhöht, daß diese tief im Boden steckt.

Faurndau ist sehr alt und wahrscheinlich durch das Kloster entstanden. Sein Name „Furendaw,“ „Furndow,“ „Furnden,“ im gemeinen Leben „Faurnen,“ mag wohl von diesem Klösterlein, das unserer lieben Frau geweiht war, und zuerst Frauenau geheißen haben dürfte,

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_191.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Ein Streit über die Holzgerechtsame wurde schon 1608 dahin entschieden, daß dieselben Zugehörungen der Höfe, Lehen und Söldgüter und nicht Gemeindetheile seyen; daß die Zahl 64 der Lehenholztheile niemals überschritten und daher diejenigen Einwohner von Faurndau, welche keine Lehen besitzen, an den Holzgerechtsamen keinen Theil haben sollen.