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der Seitenschiffe 2 Kapellen chorartig und im Halbkreis geschlossen angebaut; diese Kapellen sind ganz ohne Fenster, und haben ihre Eingänge unmittelbar vor dem Sanctuarium. – Die Kirche hat 3 Portale. Am Hauptportal im Thurm stuft sich dessen schräge Leibung in 4 Pfeilerecken mit runden Säulen darin ab, und diese Profilirung überwölbt das Portal im Halbkreis und bildet so über dem geraden Sturz das meistens mit Fresken gezierte Feld, in welchem auch hier noch Reste eines Crucifixes mit 2 nebenstehenden Figuren zu finden sind. Die glatte hölzerne Thüre ist ohne Zweifel noch die ursprüngliche – ganz gewiß ist es aber deren Beschlag, welches rautenförmig geschlungen und mit Nägeln bevestigt ist, deren Köpfe façettirt sind, wie die ähnliche Decoration im Bogenfries des Chors. Die Seitenportale liegen sich zwischen dem Pilaster und der letzten Säule gegenüber, und hatten nur einfache Gewende und geraden Sturz. Ums ganze Portal zog sich der Rundstab des Sokels der Kirche, deren Inneres früher wohl um 3 Tritte tiefer gelegen haben mag, als das äußere Terrain. – Die architektonische Decoration des Äußern ist mit der diesem Baustyl eigenthümlichen Weise, dem Bogenfries mit seinen Lissenen in der consequentesten Anordnung, aufs Geschmackvollste und mit einer glücklichen Eintheilung für den Totaleindruck, durchgeführt. Am Gesimse des Langhauses, einer schrägen, aber reich und verschiedenartig gezierten Platte, ist dieser Fries am Einfachsten; größer, schon mit Hohlkehle und abwärts hängenden Palmetten versehen, erscheinen diese Halbkreisbögen an den Seitenschiffen und deren Kapellen. Am Chorschluß sind sie aber dreifach gegliedert, reich decorirt, und über ihnen der Fries mit den Dreischlitzen, welchen noch ein in Rundstäben schön profilirtes Gesimse krönt. Der Giebel des Langhauses hat diesen Bogenfries in steigenden Bögen, von zierlichen Säulchen getragen, welche wieder auf Köpfen, Figuren und Masken, wie auf Consolen ruhen. – Einfacher als dieser ist der Giebel des Sanctuariums gehalten. Das gleiche Verhältniß der Decoration ist auch in den steinernen Kreuzaufsätzen beider Giebel beobachtet. Die reine Steinmetzarbeit in dem röthlich-gelben Keupersandstein, aus welchem die ganze Kirche erbaut ist, erhöht noch den erhabenen Eindruck, welchen dieß Gebäude auf seinen Beschauer macht.

Der Thurm ist in 3 Etagen bis zur Dachhöhe des Langhauses vollendet, und von da an durch einen von Riegelholz erbauten Aufsatz mit pyramidalischem Dach, ein Machwerk späterer Zeit, verunstaltet. Die erste Etage enthält das Hauptportal, die zweite ein rosettenartiges Fenster und die dritte eine kleine schlitzartige Öffnung in einem staffelförmig verzierten, tiefer liegenden Feld.

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_189.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)