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Frühlings und Sommers ist die Luft feucht und daher nicht gesund. (S. oben S. 23.) Der Mühlbach, ein Arm der Fils, trennt den Ort in zwei Hälften, und der von Rechberghausen herkommende Marbach fällt bei dem Dorf in die Fils. Dies gewährt manche ökonomische Vortheile, verursacht aber auch oft verheerende Überschwemmungen. Über die Fils führt eine hölzerne Brücke zur Landstraße hinüber und durch das Dorf selbst eine lebhafte Straße nach Boll. Eine durch Gärten abgesonderte Häuserreihe längs der Fils führt den Namen „Rabenhausen,“ im gemeinen Leben „Grabenhausen.“ Der Ort hat 138 Haupt- und 20 Neben-Gebäude. Die Kirche zur h. Maria, wovon sogleich weiter die Rede seyn wird, eine ehemalige Stiftskirche, steht am westlichen Ende des Dorfes, ist massiv von lauter Quadersteinen im vorgothischen Style erbaut, und hat einen hohen, gleichfalls massiven, mit Schiefer gedeckten Thurm. Die große Glocke trägt die Jahrzahl 1455 und zeichnet sich durch ihren herrlichen und starken Klang aus. Die Kirche hat eine neue, schöne Orgel. Die Baulast liegt dem Heiligen ob. Das daneben stehende, vom Staat zu erhaltende, Pfarrhaus ist den Überschwemmungen sehr ausgesetzt. Ein Gemeindewasch- und Back-Haus ist dermalen im Bau begriffen.

In Nachstehendem geben wir eine technische, von Herrn Straßenbauinspektor, Architekt Thrän in Ulm verfaßte, Beschreibung der Kirche.

„Ein noch besser erhaltenes Baudenkmal grauer Vorzeit – und in ihrer Art so wichtig für die Geschichte der Kunst, als die colossalen Dome des deutschen Vaterlandes – ist die Pfarrkirche in Faurndau. Ihr Baustyl ist der deutsch-romanische, nach dem altchristlichen Basilikenbau. Eine vortreffliche Composition ihres Grundrisses, ungemein schöne Verhältnisse und die strenge Durchführung des Halbkreissystemes zeichnen sie besonders aus. Bestimmte Angaben über die Erbauung der Kirche fehlen aber gänzlich, da weder Pergamente, noch Zahlen oder Zeichen an Steinen ihr Alter nachweisen. Die Zeit ihrer Erbauung wird man jedoch füglich im neunten oder zehnten Jahrhundert annehmen dürfen, von der sehr einfach gehaltenen Pflanzenornamentik und wenig ausgebildeten Skulptur zu schließen, der noch jenes Schwunghafte und Zierliche fehlt, welches andere Denkmale dieses Styles in Schwaben und die Bauwerke am Niederrhein aufweisen. – Dieser Umstand möchte bei der Faurndauer Kirche jedenfalls für ein höheres Alter zeugen, als den Zeitraum von 1150 bis 1300.

Die Kirche ist dreischiffig; vom Hauptportal bis an den Chorschluß 120,5’ lang, und 52,1’ breit. Die Seitenschiffe sind je die Hälfte des Mittelschiffs. Durch den Haupteingang tritt man in die

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_187.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)