Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Mobilien zu 337.400 fl. angeschlagen. [1] (Die Zahl sämmtlicher Gebäude der Stadt war 534.) Noch im September 1783 war nicht aller Schutt weggeschafft, obwohl im Mai von den Städten und Ämtern des Landes 3122 fl. nur an „Brandschutt-Abräumungskosten“ beigesteuert worden waren. Unbeschreiblich groß war das Elend der Verunglückten; Herzog Carl nahm sogleich 45 Familien und die Schulen in das Schloß auf, und ließ bis zu Ende 1782 hundert der ärmsten Familien mit Fleisch und Brod speisen. Eine eigene, erst am 29. April 1786 wieder aufgehobene „Göppinger Brandbaudeputation“ sorgte für die Unterbringung der Armen und für den in so schönen Verhältnissen ausgeführten Wiederaufbau der Stadt; zur Belebung der Gewerbe aber bewilligte ihr der Herzog am 14. Mai 1783 eine 3jährige Zollfreiheit, die bis 1799 verlängert ward.

Groß waren auch die Lasten, welche mit den militärischen Durchzügen zu Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts verknüpft waren. Von 1793 bis 1801 war sie beinahe keinen Tag von Einquartierung verschont. (S. auch oben S. 104.) Nach der Schlacht von Austerlitz 1805 kamen 12.000 russische Gefangene hier durch, von welchen Viele an einem höchst bösartigen Nervenfieber, das auch viele Einwohner hinwegraffte, starben. Zu einer nie gekannten Blüthe schwang sich aber die Stadt unter den Friedenssegnungen der letztverflossenen Jahrzehende empor, in deren Laufe sie ihre meisten Schwestern an Gewerbfleiß überflügelt hat.


Geschichtliches über die kirchlichen Einrichtungen.

Die Pfarrei ist, wie schon ihr ehemaliger großer Sprengel (s. unten) zu erkennen gibt, von hohem Alter und wohl älter als das Stadtrecht, da sie nicht in der Stadt selbst, sondern außerhalb ihrer Mauern, in „Oberhofen,“ sich befand. Der hier gestandenen, St. Martin und Maria geweihten Kirche ist schon oben S. 113 gedacht. Der Pfarrer war zugleich Dekan, wie wir schon im allgemeinen Theile S. 99 sahen. „Des Pfarrherrn vnd seines Gesellen, des Frühmessers“ gedenkt eine Urkunde von 1348. Bei Stiftung einer Seelmesse an St. Georgen-Altar in dieser Kirche von 1408 ist die Rede von „Dekan, Kirchherr vnd Priestern, die zu Geppingen gepfröndet sind.“ Im J. 1436 stiftete die Stadt eine immerwährende Caplaneipfründe an den Marienaltar in „parochia Sancti Martini extra muros oppidi Geppingen“, und 1440 legt sie von den Gütern

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_144.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. So nach den Akten. Sattler in seiner hist. Beschr. von Württemberg gibt den Verlust an ersteren zu 450.000 fl. und an letzteren zu 2 Millionen an.