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Kirchliche Verhältnisse.

Die Geistlichen sind: der Stadtpfarrer, der zugleich Dekan ist, und zwei Diakonen, welche früher das Filial Bartenbach abwechslungsweise zu versehen hatten. Im J. 1812 trat aber die Änderung ein, daß dem Oberhelfer die Pfarrei Bartenbach und dem Unterhelfer das Präceptorat überwiesen wurde; und erst seit 1839 besteht wieder das zuvor aufgehobene zweite Diakonat selbstständig neben dem ersten, und abgeändert von dem gleichfalls für sich bestehenden Präceptorat. Der zweite Helfer ist nun zugleich Pfarrer in Bartenbach. Die Besoldungen des Dekanats und beider Diakonate sind nach Vorschrift der k. Verordnungen von 1829 und 1835 verwandelt. Über das vormalige Stift, die früheren Filialien und sonstigen kirchlichen Verhältnisse s. unten. Das Patronatrecht ist königlich.


Schulanstalten.

Die in den oben erwähnten Gebäuden befindlichen Schulanstalten sind: eine lateinische und eine Real-Schule (diese im Parterre der Wohnung des Unterhelfers), und die gewöhnlichen deutschen Schulen. Die Anstalten sind städtisch. An der ersteren stehen 1 Präceptor und 1 Collaborator. Mit dem Präceptorat war, wie wir zuvor sahen, das Subdiakonat verbunden. Eine dritte, die mittlere lateinische Classe, wurde 1831 auf den Wunsch der Stadt in eine mit der obern lateinischen Classe parallel stehende Realclasse verwandelt, und 1841 eine zweite Realclasse, die ihren Unterricht bis in das 15. oder 16. Lebensjahr der Schüler erstreckt, errichtet. Besondere Stipendien für die Schüler bestehen nicht. Der zweite Reallehrer, der zugleich Musikdirektor ist, theilt sich auch mit dem Collaborator in das Amt eines Organisten. Die deutschen Schulen zerfallen, ausschließlich jener in der Wilhelmshülfe, in 4 Classen für Knaben und in 5 für Mädchen, zusammen mit 4 Schulmeistern, 2 Unterlehrern und 3 Schulgehülfen. Die Mädchenschulen sind noch im Hospital untergebracht; der Bau eines neuen geräumigen Schulhauses ist dringendes Bedürfniß. Der Schulfonds beträgt dermalen 2350 fl. Die von Commerzienrath Christian Phil. Frank im J. 1817 gemachte Schulstiftung von 2000 fl. ist auf 4400 fl. angewachsen. An die Stelle der von 1817 bis 1825 bestandenen Beschäftigungsanstalt für Kinder und erwachsene Arme ist später eine Strickschule für ärmere Schulmädchen getreten. Sodann bestehen auch seit 1832 eine Sonntagsgewerbeschule und seit 1841 ein Sonntagsleseverein. In der ersteren erhalten Handwerksgehülfen und Lehrlinge im Zeichnen und in der Geometrie Unterricht, im letzteren aber kommen diese an Winterabenden im Lokale der Realschule freiwillig zusammen,

Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_126.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)