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„Kaufhaus der Stadt“ wird bereits 1473 genannt. Schon damals wurde hier die Tuchmacherei in großem Umfang betrieben, und war der Wollehandel lebhaft. Tuchscheerer kommen hier bereits 1436 vor. Nächst den Tuchmachern sind es aber hauptsächlich die Zeugmacher, welche sich, zumal in früheren Zeiten, bei einer namhaften Zahl eines guten Auskommens zu erfreuen hatten. Im J. 1729 zählte die Stadt 75 Zeugmachermeister; mit herzoglicher Genehmigung wurde damals eine eigene „Compagnie“ errichtet, wonach der Handel Einigen aus ihrer Mitte übertragen wurde, welche die Messen in Frankfurt, Mainz, Speyer, Worms, Zurzach, Mannheim und Straßburg alljährlich bezogen. Die Compagnie ging aber bald ein, und auch eine 1773 errichtete „Societät“ löste sich nach 40 Jahren auf. Im J. 1785 wurden in der Stadt sogar 120 Meister gezählt; 1796 aber waren von den 150 Stühlen kaum 60 besetzt. Der Absatz der Waaren, der indessen nach Oberschwaben, der Schweiz und Oberitalien gegangen, litt durch Verbote Österreichs und durch die Verbreitung der baumwollenen Waaren. Die Landleute der Umgegend betrieben nun jetzt das Baumwollespinnen als Nebengewerbe, und die Zeugmacher hatten darum noch mehr zu klagen. — Nächst ihnen waren es die Drechsler, welche schon zu Ende des letztverflossenen Jahrhunderts ihre Waaren weithin versandten; ihre sogenannten „Nürnbergerwaaren“ gingen in großer Menge sogar in außerdeutsche Staaten. — Eine Hutfabrik von Chr. Haueisen, die sehr schöne und gute Waare lieferte und bedeutenden Absatz auch in das Ausland hatte, ist erst in neueren Zeiten eingegangen. Dasselbe war der Fall mit einer 1812 entstandenen Kammfabrik, die 17 Arbeiter beschäftigte. — Eine 1741 errichtete Porzellainfabrik hatte schon zuvor zu bestehen aufgehört. — Aber auch der Rauchwaarenhandel, der schon um die Mitte des vorigen Jahrhunderts im Großen betrieben worden, war von Bedeutung. Die erst kürzlich eingegangene Remshardt’sche Niederlage zeichnete sich durch einen großen Reichthum ausländischer, hauptsächlich russischer, Pelze aus.

Seitdem Württemberg dem großen Zollverein beigetreten, hat aber die hiesige Industrie einen Aufschwung genommen, wie zuvor kaum geahnt werden konnte. Die meisten größeren Unternehmungen sind indessen entstanden, und auch andere Gewerbe haben eine größere Ausdehnung erhalten. Die Zahl der Fabrikarbeiter beträgt 460-470, die der Handwerksmeister 640 und die ihrer Gehülfen 500. Insbesondere sind hier:

a) An Kunst- und literarischen Gewerben 1 Lithographie, jedoch nur für Canzleien arbeitend, 1 Instrumenten- und Orgel-Macher, der auch große sogenannte Visharmonica fertigt, 1 Buchdrucker, zugleich Herausgeber des „Wochenblattes für Stadt und

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)