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kommen 115 Geborene, und der natürliche Zuwachs der Bevölkerung der Stadt belief sich in dem oben genannten Jahrzehend auf 300 Personen (164 männliche und 136 weibliche). Die Zunahme durch Einwanderung betrug 287, der gesammte Zuwachs also 587. Bei der Zählung des Jahrs 1832 fanden sich hier Übersechzigjährige 428, oder auf 1000 Einwohner 89, während zu gleicher Zeit im ganzen Königreich auf 1000 Menschen nur 77 kamen. Die größere Sterblichkeit der Stadt trifft daher nur die jüngern Altersklassen, hauptsächlich bis zum erreichten ersten Lebensjahre.

Die Religion der Einwohner ist die evangelisch-lutherische; Katholiken sind, wie wir oben sahen, nur wenige, Juden gar nicht vorhanden. Die Einwohner sind sehr arbeitsam und fleißig, und erfreuen sich eines ziemlichen Wohlstandes. Es werden sich wenige Städte von diesem Umfang finden, wo Groß und Klein so rührig ist, wie hier. Bei zunehmender Fabrikindustrie sind sie nun aber auch für den Lebensgenuß empfänglicher geworden. Die Bewohner der Stadt haben im Verhältnisse zu den Amtsorten immer ungewöhnlich wenige Civilprozesse anhängig; bei der dort herrschenden Gewerbsthätigkeit eine um so erwähnenswerthere Erscheinung.

Von den hier geborenen Männern, welche sich einen Namen erworben, sind zu nennen:

Michael Möstlin, oder Mästlin, geboren um die Mitte des sechszehnten Jahrhunderts, ums J. 1570 Prediger zu Backnang, 1580 Professor der Mathematik zu Heidelberg, und 1583 solcher zu Tübingen, starb dort in hohem Alter 1631 oder 1635. Er zeichnete sich hauptsächlich in der Astronomie aus; der berühmte Keppler soll aus seiner Schule hervorgegangen seyn. Seine Schriften s. in Jöchers Gel. Lex. III. 580.

Johannes Andreä, geb. 12. Merz 1554, Sohn des berühmten Jakob A., dessen unten gedacht wird, und Vater des ebenso berühmten als um die Stadt Calw hochverdienten Theologen Johann Valentin A. Johannes widmete sich ebenfalls der Theologie, wurde 1576 Diaconus zu Herrenberg, 1581 Special-Superintendent daselbst, und 1591 herzoglicher Rath und Abt des Klosters Königsbronn. Er starb 9. August 1601.

Johann Oechslin, geb. 8. Febr. 1677, studirte in Blaubeuren, Maulbronn und Tübingen Theologie, wurde 1708 Diaconus zu Waiblingen, 1712 und 1726 Diaconus und Stadtpfarrer zu Stuttgart, 1728 Hofkaplan und 1733 herzogl. Rath und Prälat zu St. Georgen. Er schrieb viele Predigten und starb 12. Okt. 1738.

Herbert Christian Knöbel, geb. 5. August 1683, wurde, nachdem er die Theologie absolvirt, 1705 Reise- und Feld-Prediger bei dem Prinzen Heinrich Friedrich von Württemberg in dessen

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_116.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)