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an, während Rechberg und Stuifen den Hintergrund schließen; den Vordergrund aber bilden fruchtbares Gelände und schattige Obstgärten, sowie den Vorstädten entlang Linden und Pappeln emporragen. Das Klima ist zwar nicht sehr mild, aber gesund. (S. auch oben S. 23.)

Sämmtliche Zehent- und fast alle übrige grundherrliche Rechte stehen dem Staate zu. Zehentfrei sind etwa 40 Morgen. Der Heuzehente ist abgelöst. Über das Geschichtliche der Zehenten s. unten. Seit 1817 hat die Stadt an grundherrlichen Rechten aller Art für 22.275 fl. 25 kr. dem Staat abgekauft. Das Jagdrecht steht dem Staat und das Fischrecht diesem und einigen Erblehenbesitzern zu.

Göppingen ist, wo nicht die schönste, doch eine der schönsten und angenehmsten Landstädte, indem sie nach dem zerstörenden Brande im J. 1782, in regelmäßigen, von geraden Straßen durchschnittenen Quadraten, aufgebaut worden ist. Die vier Thore sind seit 1835 vollständig abgebrochen; dasselbe geschah allmählig mit der Stadtmauer, wovon nur kleine Reste übrig sind. In der oberen Vorstadt ist eine hübsche Allee von Pappeln und Linden. Die Stadt hat eine vorzügliche Wasserleitung, so daß beinahe durch alle Straßen derselben Wasser fließt, wodurch theilweise der Übelstand der ungepflasterten Straßen und die damit verbundene Unreinlichkeit vermindert wird. Als Ortstadt, d. h. Grenzstadt, war Göppingen einst, wie wir unten finden werden, ziemlich bevestigt.

Die Zahl sämmtlicher Gebäude beträgt 848 (647 Haupt- und 201 Neben-Gebäude), wovon 19 dem Staat und 17 der Stadt und dem Amte gehören.

Die Häuser sind hübsch und meist gut gebaut, Sie haben gewöhnlich ein steinernes Erdgeschoß; die weiteren Stockwerke aber sind von Holz geriegelt. Von öffentlichen und sonst merkwürdigen Gebäuden nennen wir:

1) Staatsgebäude:

a) Das k. Schloß, von dem Oberamtsrichter, Oberamtmann und Kameralverwalter mit ihren Kanzleien bewohnt. Es steht an der nordwestlichen Seite der Stadt, zunächst bei der Kirche, und wurde von Herzog Christoph im damaligen Geschmacke, massiv und in der Form eines Viereckes erbaut. Die vordere Länge beträgt 192, die hintere 176 und die Breite 146 Fuß. Es enthält in seinen 3 Stockwerken 65 Zimmer. Im Hofe ist ein Pumpbrunnen. Das Schloß war mit einem tiefen Wassergraben und hinter diesem mit einer hohen Mauer umgeben. Der Graben gegen den Schloßgarten ist noch vorhanden, der gegen die Stadt aber aufgefüllt, und heißt nun „der Schloßplatz." Von den 4 Treppen sind 3 in 3 runden Eckthürmchen des Hofes angebracht, sogenannte Schnecken- oder

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Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Göppingen. J. G. Cotta’sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1844, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAG%C3%B6ppingen_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)