Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

eines thätigen Ortsvorstandes, der ökonomische Zustand der Gemeinde-Corporation. Im Feldbau waren die zahlreichen Einwohner bis in die neuesten Zeiten sehr beschränkt, indem von den 2217 M. Ackerfeld der hiesigen Markung 1033 M., und von den 715 M. Wiesen 390 M. herrschaftlich waren,[1] Diese unter den bürgerlichen Besitzungen zerstreut liegenden Herrschaftgüter waren in sechzig größere und kleinere Höfe getheilt und gewöhnlich gegen die dritte Garbe von den Äckern und ein bestimmtes Pachtgeld von den Wiesen auf Lebenszeit verliehen. Im J. 1820 fing man an, einen großen Theil dieser Höfe, eben so sehr zum Vortheil der Staatsfinanz-Verwaltung, als zum Nutzen der Gemeinde, stückweise an einzelne Bürger zu verkaufen, so daß bis den 23. Jan. 1843, wo der letzte Verkauf erfolgte, nach und nach 411/2 Hofgüter zusammen um 179.607 fl. veräußert wurden, und nur noch 3421/8 M. Äcker, 1052/8 M. Wiesen und 142/8 M. Gärten und Länder im Besitze des Staates sich befinden, welche (mit Ausnahme sehr weniger noch von Speyerscher Zeit her lebenslänglich verliehener Hofgüter) in Perioden von 9–12–15–18 Jahren stückweise verpachtet sind. Der Boden, ein humusreicher tiefgründiger Lehmboden ist für den Anbau aller landwirthschaftlichen Erzeugnisse sehr günstig. Für Verbesserung der Cultur erwacht ein immer regerer Sinn, besonders auch durch die Einwirkung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins. Dinkel (von vorzüglicher Qualität) ist das Haupterzeugniß; man rechnet durchschnittlich 8 Schffl. auf den Morgen; nächstdem Haber und Gerste. In der fast ganz eingebauten Brache wird Filderkraut in Menge (zum Verkauf in den nächsten Städten), viel und guter Flachs, Kartoffeln, Futterkräuter etc. erzeugt. (Hinsichtlich des Krautes wird auch hier die Wahrnehmung gemacht, daß der Boden zum Nachtheil des Körnerertrags dadurch sehr ausgemagert wird). Die Ackerpreise sind 200–450–800 fl. Die Wiesen liefern gutes, theilweise vorzügliches Futter und können zum Theil bewässert werden; in den Preisen stehen sie dem Ackerfeld gleich. Die Weinberge am linken Thalgehänge des Sulzbachs sind seit 30 Jahren ganz eingegangen und haben der Obstkultur


  1. Auch der Hospital und der Armenkasten in Eßlingen sind, jener mit 136 M. 3 V., dieser mit 17 M. dreitheiligen Äckern an hiesiger Markung betheiligt. Schon 1602 wurden die seit 1349 nach und nach durch Kauf erworbenen hiesigen Besitzungen des Hospitals zu 6891 fl. 30 kr. angeschlagen. Ein 1414 und 1464 von ihm erkaufter Hof war zur Hälfte österreichisches Lehen. Die hospitalischen Gülten rühren auch zum Theil vom Augustiner-Kloster in Eßlingen und dem Kloster Sirnau her, welche dieselbe theils durch Schenkung (ersteres 1342 von Wolf v. Bernhausen) theils durch Kauf erworben hatten.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_214.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)