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Ein Franziskaner-Nonnenkloster, welches bis zu seiner Aufhebung den 3. Dec. 1807 hier bestand, war aus einem Beginnenverein hervorgegangen, der von dem Schwesternconvent in Eßlingen auf die dritte Regel des h. Franziscus angenommen und auf die Convention Nicolaus III. verpflichtet wurde. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts bildete er schon einen eigenen Convent mit zwölf Nonnen unter der Aufsicht des Franziskaner-Provinzials. Im J. 1475 schenkte einer der Herrn von Neuhausen den Nonnen einen Platz, auf welchem sie aus gesammelten Almosen ein neues Haus bauten. Dieses kleine Kloster, welches zur Zeit der Auflösung des Convents noch von sechs Schwestern bewohnt war, stand hinter der Pfarrkirche, und wurde in der Folge zu einer Meßner- und Schullehrerwohnung verwendet, soll aber jetzt die Bestimmung eines Armenhauses erhalten. Ein dazu gehöriges Nebengebäude ist schon seit längerer Zeit im Besitz von Privaten. Das bisherige Armenhaus hat 1829 eine Erweiterung erhalten. Der Armenfond beträgt 5402 fl.[1] Vicinalstraßen sind in neuerer Zeit angelegt worden und stehen in guter Unterhaltung, nach Nellingen (Eßlingen), Denkendorf, Wolfschlugen (Nürtingen), Plieningen (Stuttgart), und Scharnhausen. Brücken sind außer der oben erwähnten, noch zwei weitere steinerne, auch mehrere Stege vorhanden.

Die Einwohner, ein sehr gesunder Menschenschlag, übertreffen an Betriebsamkeit alle ihre Nachbarn, und zeichnen sich auch durch ihre mehr städtische Tracht und eine gewisse Abgeschliffenheit aus, die ihnen ihr vielfacher Handelsverkehr giebt. Ein großer Theil derselben nährt sich nämlich vom Victualienhandel nach der Residenz, und treibt sich die ganze Woche auf mehrere Stunden in der Umgegend umher, um Butter, Schmalz, Eier, Geflügel etc. aufzukaufen und wieder auf den Stuttgarter Wochenmärkten abzusetzen. Diese Leute, in der Volkssprache Grempler genannt, bilden eine Art Zunft und Mehrere, welchen diesen Handel einigermaßen ins Große betreiben, haben es zu ziemlicher Wohlhabenheit gebracht. Im Allgemeinen aber steht der Wohlstand der Einwohner nur auf einer mittleren Stufe; fortwährend verbessert sich dagegen, unter der Einwirkung


    Grundmauern abgebrochen und zum Straßenbau verwendet. – Der dem Staat gehörige Schloß- (sog. Schaf-) Garten von 125/8 M. 34 R. Meßgehalt wurde 1839 in 34 Stücke abgetheilt, welche einzeln als Bauplätze an Privaten nach und nach veräußert werden.

  1. Zacharias Schnitzer, Decan und Pfarrer dahier, hinterließ 1632 ein Legat von 4000 fl., deren Zinsen zu Stipendien für Theologie-Studirende aus seiner Verwandtschaft bestimmt sind. Die Stiftung wird jedoch nicht hier, sondern in Ehingen a. d. D. verwaltet.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_213.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)