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wo die Straßen nach Eßlingen, Plieningen und Denkendorf sich kreuzen, wird von Beiträgen der Einwohner bestritten.[1] Das Pfarrhaus, wiewohl 1787 durchaus erneuert, soll seiner Mängel wegen mit einem Neubau vertauscht werden, zu dessen Kosten sich eine Concurrenz-Verbindlichkeit der Pfarrei auf einen Großzehentbezug von 72 Morgen gründet. Die hiesige Pfarrpfründe gehört zu den reichsten des Landes. Sie hat außer den ansehnlichen Einkünften von der Ortsmarkung (s. hiernach) noch bedeutende Zehentrechte in Wolfschlugen, Grötzingen, Unter-Sielmingen und Scharnhausen. Von Neuhausen trug ein eigenes Landcapitel seinen Namen, das vor der Reformation von Eßlingen sich benannte, und der Decan hatte bis zur Errichtung des katholischen Decanats Stuttgart hier seinen Sitz. Caplaneien sind zwei vorhanden, zu St. Margareth und zu St. Lorenz (seit 1811 unirt mit der um 1700 von Pfarrer Maurer gestifteten Pfründe St. Johann Baptist).[2] Auf der Pfarrei haftet die Verbindlichkeit zur Haltung eines ständigen Vicars. Das Patronat ist landesherrlich. Die Protestanten sind Filialisten von Scharnhausen. An der Schule stehen fünf Lehrer, deren erster mit dem Präparandenunterricht beauftragt ist; auch besteht eine Industrieschule, die zahlreich besucht wird. Der Schulfond beträgt 680 fl.

Es finden sich hier zwei ehemalige Schlösser, welche beide in das Eigenthum der Gemeinde übergegangen sind. Das ältere, ein nur theilweise massives Gebäude, steht auf der Höhe in der Nähe der Kirche, enthält die Schulen und diente bisher als Rathhaus. Früher war es die Behausung der Neuhausen’schen Beamten; 1821 erkaufte es die Gemeinde. Das neuere liegt tiefer an einem freien Platz, auf welchem die Jahrmärkte gehalten werden; es ist ein großes steinernes Haus, bis 1815 der Cameralamtssitz mit Fruchtkasten, welcher letztere 1837 aufgehoben wurde. Bis auf die neueste Zeit befand sich in demselben die Tapetenfabrik von Hausmann, der 1838 das Gebäude um 7000 fl. vom Staat erkaufte, 1844 aber für 10.000 fl. der Gemeinde überließ. Nunmehr ist es zum Gebrauch als Rathhaus und zu Lehrerwohnungen eingerichtet.[3]


  1. Eine von der Familie Rothenhan gestiftete Kapelle stand neben der Pfarrkirche, ist aber vor einigen und dreißig Jahren abgebrochen worden.
  2. Das Beneficium ad St. Margaritham wurde 1387 von Wolfgang Franz v. Neuhausen, Domherrn zu Augsburg und Kirchherrn zu Neuhausen gestiftet. Das Patronat stand der Pfarrei zu. Das St. Lorenz-Beneficium ist die Frühmeßcaplanei, gestiftet 1330 von Werner v. Neuhausen.
  3. Die alte Burg Neuhausen stand östlich neben dem neuern Schloß und ist längst abgetragen. Im Jahr 1814 wurden die Kellergewölbe und
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_212.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)