Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Scharnhausen, Ruith und Heumaden gehörten. Sie war lange ein Gegenstand des Streites zwischen Württemberg und Eßlingen. Zwar wurde auf einer Fürstenversammlung zu Nürnberg 1387 gesprochen, Eßlingen habe durchaus keinen Anspruch auf diese Vogtei und sollte bei Vermeidung der Ungnade des Reichs davon abstehen, allein erst in dem Vertrag vom 22. Juli 1389 gab die Stadt ihre Ansprüche auf. (S. Pfaff 3. 332, 335.) 1810 kam der Ort vom Amts-Oberamt Stuttgart zum Oberamt Eßlingen. Das Cameralamt, welches 1806 an die Stelle der ehemaligen Stabskellerei getreten war, wurde 1836 aufgelöst. Die Pfarrei gehörte bis 1815 zur Diöcese Stuttgart,

Eine Viertelstunde unterhalb Nellingen liegt im Kerschthal die Wörnitzhäuser (richtiger Wernitzhäuser) Mühle (6 evang. Einwohner), eine Getreidemühle mit drei Gängen. Sie wird 1476 als ein Lehen Graf Ulrichs von Württemberg erwähnt. Ein Ort Wernitzhausen, der hier stand, ist längst abgegangen. Die Zehenten daselbst verkaufte Friedrich von Bernhausen 1281 an die Probstei Nellingen und das Kloster Salmansweiler (Annal. Bebenhus. Msc.). Letzteres kaufte hier auch mehrere Güter 1290, 1305 und 1342 (A. U.). Von Wernitzhausen nannte sich ein adeliges Geschlecht, das einerlei Wappen mit den Herren v. Neuhausen (s. d.) führte, und also wohl ein Zweig der letzteren war. Erstmals kommen vor Conrad 1282 (Gab.) und Burkard 1286 (A. U.). Crusius Paral. c. 5. nennt einen Albrecht v. W. als Ministerialen des Pfalzgrafen Gottfried v. Tübingen 1305, und 1411 einen Conrad v. W. als Schultheißen des Grafen Eberhard von Württemberg zu Wangen, Paral. c. 23. Sie waren begütert in Wernitzhausen, Nellingen, Beutelsbach, Göppingen, Hochdorf, Jebenhausen und Kleineißlingen und machten sich später in Göppingen ansäßig, wo ihre Nachkommen unter dem Namen Wernitzhäuser im Bürgerstand fortlebten. Einen Werner Wernitzhäuser, Bürger in Göppingen s. bei Steinhofer II. S. 963. Von einer Burg ist keine Spur mehr zu sehen.

Zu Nellingen gehörte auch der ehemalige Hof Blienshalde (Bläsihalde?) mit dem württembergischen Zollhaus auf dem davon genannten Zollberg, über welchen die Straße nach Eßlingen steil hinabführt. Die Gebäude sind 1818 abgebrochen worden. – Nach der Sage soll zwischen Nellingen und Ruith ein Weiler gestanden haben, wovon aber nichts Näheres bekannt ist.

Als der Gegend von Nellingen eigenthümlich bemerkt man die große Menge der auf den Feldern wachsenden Camillen. – In die diesseitige Markung erstreckt sich der königl. Park Weil rechts der Straße nach Ruith und Stuttgart, und der Park Scharnhausen links dieser Straße, zusammen mit 500 Morgen.


Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_210.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)