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Alpgebirges.[1] Die Luft ist rein, gesund, oft scharf; das Quellwasser gut, in sehr trockenen Sommern aber kaum zureichend. Die Anlage des Dorfes ist nicht unregelmäßig und die Straßen sind von hinlänglicher Breite, aber die älteren Häuser von schlechter Bauart und nur die neueren, im südlichen Theile des Orts, solider und gefälliger. Sehr vortheilhaft fällt schon aus der Ferne die Pfarrkirche ins Auge. Sie steht hoch und fast ganz frei am südöstlichen Ende des Orts, 67 pariser Fuß über dem Niveau des Neckarspiegels. Das Kloster Denkendorf ließ 1501 und folgenden Jahren die Kirche durch Stephan Waid, Steinmetzen und Stadtwerkmeister von Eßlingen, neu aufführen.[2] Der Chor ist regelmäßig, schön und hoch, mit zierlichem, bemaltem Gewölbe, in gothischem Styl; bei weitem minder ansehnlich und im Verhältniß zum Chor wie zur Anzahl der Pfarrgenossen zu klein ist das Langhaus mit seinen unregelmäßigen Fensteröffnungen und seiner bretternen Decke. Die Orgel, ein sehr altes Werk, das von Urach hierher versetzt wurde, wo es zur Taufe Graf Eberhards im Bart zum erstenmal gespielt worden seyn soll, stand früher am westlichen Ende des Langhauses, jetzt ist der schöne Chor damit verbaut. Man findet viele, zum Theil schöne Monumente der Thumbe von Neuburg, die eine ausgemauerte Gruft hier hatten; sie gehen von Ende des 15. bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, und sind zum Theil noch aus der älteren Kirche hierher gebracht worden. Auch die Kaltenthal hatten in dieser Kirche eine Zeitlang ihr Erbbegräbniß (s. unten). Der Kirchthurm ist erst aus den Jahren 1722–24; seine Glocken, darunter eine besonders schöne vom Jahr 1430 sind im Neckarthal weithin hörbar. Unterhalb der Kirche liegt der im J. 1837 erweiterte Begräbnißplatz; ganz nahe der Kirche steht das, 1844 auf Staatskosten neu erbaute Pfarrhaus, ausgezeichnet durch seine herrliche Lage und malerische Aussicht. Die früheren Verhältnisse der Pfarrei s. hiernach. Im October 1841 ist die Pfarrei vom Decanat Kirchheim zu Eßlingen gekommen. Eine gleich schöne Lage hat das im Jahr 1837 von der Gemeinde neu erbaute, sehr ansehnliche Schulhaus; Lehrer sind vier angestellt, eine Industrieschule besteht seit 1819, und findet erfolgreiche Theilnahme. Alt und unansehnlich ist das Rathhaus im Innern des Ortes. Oben am


  1. Man hat eine Ansicht der Gegend, wie sie sich auf der Höhe bei Köngen darstellt, gezeichnet von Kniesel, gestochen von Heideloff in der Karls-Akademie in Stuttgart, 1788.
  2. Die Orts-Stiftungspflege hat jetzt das Eigenthumsrecht und die Baulast. Zu Hauptreparaturen hat übrigens der Kirchenrath jedesmals einen Beitrag verwilligt. (Fin. Arch.)
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_200.png&oldid=- (Version vom 28.7.2021)