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den Bürgermeister Anton Fleiner an ihrer Spitze, wußten es bis 1566 zu erhalten, während schon längst wieder auch der protestantische Gottesdienst eingeführt war. Nun kaufte der Spital auch das Carmeliterkloster um 2000 fl. (1556) und das Predigerkloster um 4800 fl. (1564) an sich, das Barfüßerkloster zog er ein, nachdem 1560 der letzte Mönch darin gestorben war, die Nonnen von Sirnau hatten schon 1525, die von St. Clara 1536 ihre Klöster freiwillig übergeben und das Augustinerkloster war 1532 nach Entweichung des Priors besetzt worden. Die Konkordienformel nahm die Stadt erst 1579 auf wiederholte Bemühungen Herzogs Ludwig v. Württemberg an und befahl 1614, daß künftig jeder, der als Geistlicher angestellt werden wollte, sie unterschreiben müsse. Man führte 1680 die Katechismuslehre, 1723 die Konfirmation ein, 1703 wurde eine neue Kirchenordnung, 1691 eine Kirchen-Censur und 1709 ein Kirchenedikt bekannt gemacht, auch erschienen sonst noch viele Verordnungen, welche den Gottesdienst und andere kirchlichen Angelegenheiten betrafen. Von Religionsstreitigkeiten waren die wegen des Separatismus und Pietismus, die von 1703 bis 1709 dauerten, die bedeutendsten. Oberste Kirchenbehörde war das Konsistorium, zu dem zwei Bürgermeister, zwei Geheime, zwei Konsulenten, der Oberpfarrer, der Kanzleidirektor, Spital- und Kastenpfleger gehörten; der Oberpfarrer, Kastenpfleger und der ältere Konsulent bildeten das Kirchencensur-Kollegium. Die Kirchen- und Armenkasten-Verwaltung bestand aus zwei Pflegern und einem Verwalter nebst mehreren Unterbeamten und Dienern, auch hier aber ging es wie beim Spital, verschwenderische Haushaltung und gewissenlose Beamte brachten den Kasten in einen immer schlechteren Zustand, sein Grundvermögen nahm ab, die Ausgaben übertrafen die Einnahmen und die Schuldenlast stieg bis auf 60.000 fl. Das Haupt der Geistlichkeit hieß bis 1699 Superintendent, von da an Senior, und führte die Aufsicht auch über die Geistlichen in den Spitalorten. Neben ihm waren in der Stadt vier Diaconen, deren einer zugleich Spitalprediger war, angestellt, die 1678 geschaffene Stelle eines fünften Diaconus aber ging schon 1696 wieder ein, dagegen war in den letztern Zeiten gewöhnlich noch ein Stadtvikar da. Gottesdienst wurde in der Pfarrkirche, der Frauenkirche, der Barfüßer- und Predigerkirche (hier erst seit 1665 wieder) gehalten. Die fremden Klosterhöfe bestanden auch nach der Reformation fort. Neben dem Adelberger, Bebenhäuser, Blaubeurer und Denkendorfer, gehörte seit 1682 auch der Salmansweiler Hof Württemberg, das hier seine Pfleger und wegen der Gerichtsbarkeit, der Steuern und anderer Beiträge häufig Streitigkeiten mit der Stadt hatte. Mit den katholischen Pfleghöfen aber, dem Constanzer, Fürstenfelder und

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_155.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)