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Geisteskranken waren etliche „wohlgeordnete und gebaute“ Gemächer im Spital bestimmt, arme verwaiste Kinder aber wurden in das Fundenkinderhaus aufgenommen, das man nach der Reformation ins St. Clara-Kloster, dann 1564 ins Prediger-Kloster verlegte und 1745 in ein Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus verwandelte; 1812 machte man daraus ein Arbeitshaus für sechs Oberämter, 1822 eines für den ganzen Neckarkreis, 1824 ein Polizeihaus, und hob es im December 1825 ganz auf. Über das Feldsiechenhaus s. Ober-Eßlingen. 1

Der Spital wurde kurz vor 1233 gegründet, am 12. Junius dieses Jahrs bestätigte ihn Papst Gregor IX., nahm Meister und Brüder desselben nebst ihrem Eigenthum in Schutz und verhieß allen Gönnern der Anstalt die Theilnahme an den sämmtlichen Wohlthaten, welche die heilige Kirche gewährt; den 24. März 1238 verlieh er dem Spital eine zweite Bulle gleichen Inhalts, und von dem Kardinal Hugo (1253), den Bischöfen von Constanz und Eichstädt erhielt er Ablaßbriefe; Dekan, Schultheiß und alle Bürger in Eßlingen aber verliehen ihm einen Sammelbrief. Papst Paul II. bestätigte 1466 die Freiheiten und Vorrechte des Spitals und dessen Güter, dasselbe that 1489 Papst Innocenz VIII., indem er ihm zugleich die Pfarrkirchen in Möhringen, Unterboihingen und Deizisau einverleibte, was 1489 die Kardinäle, 1494 und 1495 der Bischof von Constanz bestätigten, 1502 verlieh der päpstliche Nuncius Rainer all seinen Wohlthätern 100tägigen Ablaß. Mit solchen Gnadenbriefen versehen und durch die Wohlthätigkeit der Eßlinger und Fremder reichlich unterstützt, kam der Hospital schnell zu trefflichem Gedeihen und hatte zu Ende des 15. Jahrhunderts schon ansehnliche Besitzungen, Möhringen, Deizisau, Vaihingen, halb Plochingen, den Hohenheimer Hof und Grundstücke, Gülten und Zehenten in fast anderthalbhundert fremden Ortschaften. Er hatte aber auch manche Drangsale auszustehen, manchen Streit mit Fürsten, Adelichen und Privatpersonen; Güter und Einkünfte wurden ihm vorenthalten und seine Besitzungen verheert, so daß schon 1503 über die Abnahme seines Wohlstandes geklagt wird. Seine Bewohner, die Spital-Brüder und Schwestern, standen unter einem Meister und einer Meisterin, sie bekamen 1247 die Ordensregel des heil. Augustins, und 1318 erlaubte ihnen der Bischof von Constanz, dasselbe Zeichen auf ihrem Oberkleide zu tragen, wie die Brüder des Spitals auf dem Berge Sinai, wo die Gebeine seiner Schutzheiligen, Katharina, ruhten, nämlich ein Rad mit rothen Speichen und fünf schwarze Punkte, was nun auch Spitalswappen wurde. Neben den Brüdern und Schwestern wohnten auch Pfründner darin, welche sich theils einkauften, theils unentgeltlich aufgenommen wurden. Die älteste

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 152. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_152.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)