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auf 1.359.577 fl. angeschlagen, mit den Staats- und Spitalgebäuden betrug es etwa 11/2 Millionen Gulden; das Einkommen wurde auf 36.000 fl., die Schulden auf 285.000 fl. geschätzt. S. unten S. 159 Anm. Das Spitalgebiet war beinahe 1 QM. groß und zählte 1800 – mit den Plochinger Unterthanen etwas über 4000 Einwohner.


Gewerbsamkeit und Handel.

Ein Hauptgewerbe war von den frühsten Zeiten an in Eßlingen der Weinbau; schon 778 kommen Weingärtner in der hiesigen Gegend vor. Die Weingärten gehörten ursprünglich wie das übrige Grundeigenthum den Geschlechtern oder auch fremden Fürsten und Adelichen, welche sie gegen eine gewisse Abgabe an die Weingärtner verliehen, woher es kommt, daß auch noch in späten Zeiten ein großer Theil der Eßlinger Weingärten aus Lehen- und Zinsgütern bestand und über das Verhältniß der Lehensleute zu den Lehensherren viele Verordnungen erlassen wurden. Durch den 30jährigen Krieg litt auch zu Eßlingen der Weinbau sehr. Das Eßlinger Weinmaaß wurde in mehreren benachbarten Reichsstädten gebraucht und 1557 in Württemberg zum Landmaaß erhoben; die erste Weinrechnung wurde 1463 gemacht, alljährlich mußten 5 Rathsmitglieder sie festsetzen. Der Weinhandel ging vornehmlich nach Ulm; man verfertigte auch nun anderwärts künstliche, Kräuter-, Gewürz- und Span-Weine, schon im 15. Jahrhundert aber wird auch sehr über Weinverfälschungen geklagt. Später trieben den Weinhandel vornehmlich die Geschlechter, er nahm aber immer mehr ab, woran besonders auch die Vermischung mit Obstmost, die man deßwegen häufig streng verbot, Schuld war. Nächst dem Weinbau wurden der Obst- und Gartenbau am stärksten getrieben, weit weniger der Getreidebau, doch trieb die Stadt in frühern Zeiten einen bedeutenden Fruchthandel und 1557 wurde auch das Eßlinger Dinkelmaaß in Württemberg als Landmaaß eingeführt. Die Aufsicht über die Mühlen führten das Mühl- und Sturzamt und die 2 Mühlenverwalter, 1553, 1616 und 1654 kamen Mühlordnungen heraus. Die Viehzucht war blos ein Nebengewerbe, das besonders auf den Weilern getrieben wurde. Um den Unordnungen im Holzhandel zu steuern, erschienen 1523 und 1605 Holzordnungen; wegen des Holzflößens schloß Eßlingen zu verschiedenen Zeiten Verträge mit Württemberg und der Grafschaft Hohenberg (Östreich) 17. Oktober 1458, 27. August 1476, 18. Oktober 1484, 26. Juni 1590, 15. Juni 1593, 20. April 1664, 20. September 1740. Versuche nach Erz zu graben wurden im Eßlinger Gebiet in früheren Zeiten mehrere gemacht, 1403 und 1433 ließ die Stadt sich deßwegen kaiserliche Privilegien

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_146.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)