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vor. An Geschütz und anderen Kriegsbedürfnissen hatte die Stadt immer einen guten Vorrath und das Zeughaus unter der Aufsicht der Zeugherren war wohl versehen, bis 1688 die Franzosen es ausplünderten. Das Kriegsamt besorgte, was zum Kriegswesen gehörte, der Stadthauptmann war Oberbefehlshaber der sämmtlichen Wehrmannschaft, die Bürgerschaft war im 18. Jahrhundert in 1 reitende und 4 fußgehende Compagnien getheilt, die jüngern unverheiratheten Leute bildeten die „ledige Compagnie.“ Das Contingent betrug 131 Fußgänger und 12 Reiter, seit 1748 aber durfte die Stadt es ihrer bedrängten Lage wegen nicht mehr stellen, dafür warb sie nun besonders zum Wachdienst unter dem Thore die sogenannten Garnisöner (gewöhnlich 35 Mann) an. 1

Die Bewohner der Stadt und ihres Gebiets waren theils Bürger, theils Pfahlbürger und Beisitzer, letztere zahlten ein bestimmtes Beisitzergeld, erstere waren zur Entrichtung von Abgaben und Leistungen von Frohnen verpflichtet, wofür sie nur eine Abgabe von Holz in geringerem Preise genoßen. In den Weilern stellte man 1607 statt der Untergänger 3 „Unteramtleute und Schultheißen“ auf. Die Honoratioren, Bürger wie Beisitzer, bildeten die Bürgerstuben-Gesellschaft; die 13 Zünfte, seit 1552 anfangs Gesellschaften genannt, erhielten bald ihren alten Namen wieder, niemals mehr aber ihren früheren Antheil an der Regierung, auch die Zunfthäuser wurden beibehalten. Für gute Polizeianstalten trug man stets eifrig Sorge, allein auch sie verfielen besonders in den letzten Zeiten und der Straßenbettel nahm gewaltig überhand. Die erste Zuchtordnung erschien 1532, später 1598, 1665, 1673, 1682, 1707, und 1722 wurde die letzte durch den Druck bekannt gemacht; ferner kamen heraus Kleiderordnungen 1659 und 1711, Hochzeitordnungen 1532, 1556, 1558, 1560, 1592, 1604 und 1659, eine Leichentax-Ordnung 1724. Öffentliche Frauenhäuser gab es zu Eßlingen schon 1300 zwei, erst nach der Reformation gingen sie ein. Ein Hauptfest waren vor der Reformation die Fastnachts-Lustbarkeiten; Schauspiele wurden an und nach diesen durch die Schüler, bisweilen auch durch die Bürger aufgeführt, später kamen von Zeit zu Zeit fremde Schauspielergesellschaften nach Eßlingen, für die zuerst das Barfüßer Kloster, dann die Ägidius-Kapelle zum Theater eingerichtet war. Das erste beständige Kaffeehaus ward 1747 errichtet. Die Feueranstalten waren gut, die erste Feuerordnung erschien zu Ende des 15. Jahrhunderts, spätere wurden 1550, 1556, 1568 bis 1712 zwölfmal, 1739, 1746, 1755 und 1761 bekannt gemacht. Das Gebiet der Stadt bestand blos aus den Weilern und war etwa 3/4 QM. groß, 1725 zählte man darin 1172, 1784 951 Gebäude und 1800 7200 Einwohner; das gesammte steuerbare Vermögen wurde 1757

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)