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Das Kloster zum heil. Kreuz in Sirnau, ein Frauenkloster Dominikaner Ordens, übersiedelte 1241 von Kirchheim (siehe OA.-Beschr. von Kirchheim S. 132) nach Sirnau (siehe unten Gem. Deizisau), 1292 aber, größerer Sicherheit wegen nach Eßlingen. Hier wurden in der südöstlichen Ecke der Bliensau ziemlich geräumige Klostergebäude errichtet, auch der Anfang mit dem Bau einer großen Kirche gemacht, von welcher aber nur der Chor zu Stande kam. Ungeachtet mancher ansehnlichen Erwerbungen war das Kloster doch meistens in bedrängten Umständen, und kam, nicht ohne eigene Schuld des Convents, nie zu rechtem Gedeihen, bis es 1525 sich von selbst auflöste und mit seinen Gütern dem Spital sich gegen Leibgeding übergab. Die Gebäude dienten in der Folge zu Ställen und Kornmagazinen, und wurden 1736 von dem Magistrat dem schwäbischen Kreis überlassen, der die Hälfte der Kreisartillerie hier unterbrachte und die Kirche als Zeughaus benützte. Seit 1811 ist ein K. Reiterregiment hier kasernirt.

Das Carmeliter-Kloster, auf dem Kies in der Oberthor-Vorstadt, gestiftet von den Ungeltern von Heusteig 1271, wurde nach einem Brandunglück (1455) wieder aufgebaut, kam aber durch schlechte Haushaltung in Verfall, so daß 1476 und 1482 durchgreifende Reformationen nöthig wurden. [1] 1532 ging der Convent auseinander, der Prior entwich mit dem Siegel und allen Documenten nach Nürtingen, mußte sich aber am Ende mit einem Leibgeding abfinden lassen. Die Gebäude dienten längere Zeit als Magazine, Pfründnerwohnungen etc., und wurden 1783 zum größten Theil abgetragen, nachdem die baufällige Kirche schon 1662 niedergerissen worden war.

Das Augustiner-Kloster in der Burgvorstadt beim Landolinthor, 1282 erbaut, erhielt 1300 und 1303 die bischöfliche, von Papst Bonifaz VIII. bestätigte Erlaubniß des Beichthörens, Sacramentespendens und eines eigenen Kirchhofes. Seine ökonomischen Umstände waren nie glänzend und um 1480 so sehr in Verfall gerathen, auch die Disciplin so verdorben, daß eine Reform nöthig wurde, die aber erst 1512 nach langen Streitigkeiten zu Stande kam. Das Kloster hatte eine schöne Kirche, deren Neubau 1481 mittelst Collecten ausgeführt wurde. Diese Kirche wurde 1550 in das städtische Zeughaus verwandelt, das 1688 die Franzosen ausplünderten, und als 1705 das neue Rathhaus erbaut wurde, trug man die baufällig gewordene Kirche ab, und verwendete dazu das


  1. Daß in diesem Kloster große Mißbräuche eingerissen haben müssen, ergibt sich aus Corp. Jur. canon. L. I. T. 9. Extrav. comm. de Treuga et pace, wo desselben nicht in Ehren gedacht ist.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_128.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)