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Verkehr herbei, so wie die Bedürfnisse der hiesigen Industrie an Rohstoffen aller Art eine nahmhafte Einfuhr nothwendig machen. War Eßlingen in alten Zeiten der Hauptsitz des schwäbischen Weinhandels nach Oberschwaben und Bayern, so hat sich dieß zwar im Lauf der Zeit geändert; dafür besitzt die Stadt in ihren Mauern ein Etablissement, welches in viel weiteren Kreisen bekannt und bestens empfohlen ist, nämlich die Weinhandlung der Nachfolger von G. C. Keßler u. Comp. (Georgii, Weiß und Stitz), deren beliebte Schaumweine in einer Quantität von wenigstens 120 Eimern jährlich nicht nur in das ganze Vereinsgebiet, sondern mehr noch in die entferntesten Länder des Nordens und des Orients ausgeführt werden. Begründet wurde das Geschäft 1826 von dem 1843 verstorbenen G. C. v. Keßler, welcher das in der Weinhandlung der Wittwe Clicquot-Ponsardin in Rheims beobachtete Verfahren in Bereitung moussirender Weine auf das vaterländische Weinerzeugniß übertrug, und ungeachtet der durch den glücklichen Erfolg im In- und Ausland hervorgerufenen starken Concurrenz den Betrieb so sehr erweiterte, daß vom Jahr 1834 an durchschnittlich 80.000 Flaschen jährlich gezogen werden. Das Nähere über die Verfahrungsart s. Lw. Corr. Bl. 1834 II. S. 58 ff. Auch nicht moussirende rothe Weine werden in guten Jahren, und zwar vorzugsweise aus Clevnertrauben gekeltert und nach der in der Champagne und Bourgogne üblichen Weise behandelt; und indem die Keßlersche Handlung es verschmäht, durch französische Etiketten zu täuschen, sind ihre Erzeugnisse vorzugsweise geeignet, die vaterländischen Weine in der Anerkennung des Auslandes zu heben. Zugleich aber wirkt die Handlung durch die hohen Preise, welche sie für die edeln Traubensorten bezahlt, und welche die gewöhnlichen Herbstpreise um das drei und vierfache übersteigen, sehr aufmunternd für die Verbesserung des württemb. Weinbaus. Für die Stadt selbst ist das Geschäft durch den vermehrten Verkehr wichtig, welcher durch die Beifuhr des Weinmostes und der verschiedenen Betriebsbedürfnisse, und durch die Versendung der Weine herbeigeführt wird. 1

Des erheblichen Handels mit Obstbäumen, mit Obst und Obstmost, so wie mit Gartenerzeugnissen ist oben gedacht worden. Der Fischhandel, der früher beträchtlicher war, hat abgenommen. – Die Handlung Geiger u. Comp. beschäftigt sich insbesondere mit Landesprodukten und verkauft von hier aus c. 10.000 Ctr. Mehl, welches ihr jährlich von ihrer Kunstmühle in Owen bei Kirchheim geliefert wird. – Besondere Erwähnung verdienen die beiden Eisenhandlungen von J. Steudel und J. L. Bahnmayer (Haag), deren gußeiserne Öfen, Maschinen und andere Eisenartikel, welche sie durch hiesige Mechaniker und Schlossermeister theils

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_121.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)