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ganz besonders das Gedeihen aller Arten von Kern- und Steinobst und einen reichlichen Ertrag desselben zu begünstigen. In Beziehung auf den genannten Baumhandel verdanken wir dem Herrn Stadtrath Mangold in Eßlingen folgende Mittheilung: „Schon vor Jahrhunderten erhielten die Einwohner zu Obstpflanzungen dadurch eine Aufmunterung, daß der Senat jedem Bürger erlaubte, auf die zahlreichen Allmandplätze Bäume zu setzen, und eine Zeitlang die Genehmigung ein Haus erbauen zu dürfen, an die Bedingung geknüpft haben soll, wenigstens fünf Obstbäume auf die Allmand zu pflanzen. So entstanden die Obstwälder auf der sogenannten Stadthaide, der Seeracher Haide, dem Schelzwasen, dem Hauptwasen und dem Ober-Thorwasen, welche zur Zeit ihrer Blüthe die Stadt und ihre Filialien mit dem herrlichsten Schmucke umgeben. Da aber zu jenen Pflanzungen eine sehr große Zahl junger Bäume erforderlich und der Ankauf derselben bei fremden Gärtnern mit großen Kosten verknüpft war, so wurden schon sehr früh, hauptsächlich von Weingärtnern, Versuche gemacht, diese Bäume selbst zu erzeugen, was auch vollkommen gelang, so daß schon nach kurzer Zeit nicht nur der eigene Bedarf hinlänglich gedeckt war, sondern der Wetteifer, die schönsten Bäume zu erziehen, bald auch die Folge hatte, daß mehr Bäume als man brauchte, erzeugt wurden, welche sodann, in Eßlingen zu Markte gebracht, bald viele Käufer aus der Nachbarschaft fanden. Die Nachfrage vermehrte sich von Jahr zu Jahr so sehr, daß seit fünfzig Jahren selbst Bayern, Baden, Hessen und die Schweiz eine große Zahl dieser Bäume beziehen. Auf den Eßlinger Baummarkt, welcher von Ende Februar bis April jeden Mittwoch und Samstag stattfindet, werden jetzt alljährlich 50–60.000 Stämme gebracht und verkauft. Lange Zeit beschäftigten sich viele Zwischenhändler mit dem Ankauf und Wiederverkauf dieser Bäume. In neuester Zeit finden es jedoch die auswärtigen Gemeinden und viele Privaten ihrem Vortheil angemessener, den Einkauf in Eßlingen selbst zu besorgen, um die Bäume frisch und zu mäßigen Preisen zu bekommen, während durch die Händler mancher schadhafte und durch das lange Umherschleppen vertrocknete Baum verkauft wurde. An der Stelle der anfänglichen rauheren Gattungen behaupteten sich allmählig als edlere Sorten: der weit verbreitete Luykenapfel, der Weißling, Breitling, rothe und gelbe Stettiner, die Schafnase, der Schnabelapfel, die grüne Reinette; von Birnbäumen die deutsche Bratbirne, die Wadelbirne, die Langstielerin, Palmischbirne, Wasserbirne, Wolfsbirne, Knausbirne und die Gaishirtlensbirne. Nicht minder werden Steinobstbäume, Kirschen, Zwetschen, Pflaumen, Aprikosen und Pfirsichbäumchen gezogen und in den Handel gebracht. Die Bäume werden

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_109.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)