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Eigenthümerin ist die Stiftungspflege, welche den Wiederaufbau beabsichtigt.

Die Kirche zu St. Catharina wurde 1811 mit dem Hospital, zu welchem sie gehörte, abgebrochen. Sie war 1470–95 von Matthäus Böblinger statt einer schon 1247 erbauten und unbrauchbar gewordenen, aufgeführt worden, zeichnete sich durch eine herrliche Architektonik und besonders einen schönen Chor mit Glasmalereien aus und hatte 1625 hübsche Wandgemälde erhalten. Vieles von dem reichen Schmuck im Innern aber war schon dem Eifer der Reformation, zunächst der Geschmacklosigkeit Blarers, zum Opfer gefallen. Heideloff in seiner Ornamentik des Mittelalters gibt S. 37 ff. eine nähere Beschreibung des trefflichen Bauwerks und eine Abbildung der schönen Portaldecoration, VI. Pl. 7. Durch die gewaltsame Zerstörung dieses architektonischen Kleinods hat sich die damalige (nicht städtische) Administration einen gerechten Tadel zugezogen. Die Klosterkirchen, welche ihre Bestimmung zugleich mit Einziehung der Klöster verloren, werden unten namhaft gemacht werden.

Von den zahlreichen Kapellen, welche in und um Eßlingen der Andacht geöffnet waren, wird keine mehr zum Gottesdienst benutzt; die meisten sind ganz verschwunden. Die Kapelle zu St. Ägidius (zugleich den H. H. Vitus und Erhard consecrirt) auf dem Ottilienhof, schon 1290 erwähnt, ist jetzt zum Theater eingerichtet; St. Agnes (zuerst 1307) am westlichen Ende der Stadt am Roßneckar, ist wie der von ihr benannte Kirchhof eingegangen; die Allerheiligen Kapelle auf dem Pfarrhof (1327) enthält das Stadt- und Spitalarchiv; unter ihr ist vor wenigen Jahren ein merkwürdiges Gewölbe voller Todtengebeine, sehr wahrscheinlich die uralte, schon um 750 erbaute St. Vitalis-Kapelle, entdeckt worden; St. Nicolaus auf der innern Brücke (1430), jetzt die Werkstätte eines Feuerarbeiters; St. Jacob in der Bliensau (1323) ehemals eine ansehnliche Kapelle, jetzt Pferdestall des Posthalters; noch 1680 hatte der Rath beschlossen, sie soll als ein heiliger Ort erhalten werden; die heilige Kreuzkapelle, am äußern Ende der Neckarbrücke (1349), ehemals eine der schönsten und größten hiesigen Kapellen, mit gemalten Wänden, eine Zierde der Brücke und der ganzen Gegend, 1793 zu einer Wachtstube eingerichtet, und 1839 aller Vorstellungen ungeachtet demolirt; St. Cyrillus in der Bliensau vor dem Brückenthor (1509) jetzt verschwunden. Außerhalb der Stadt standen: Zu unsers Herrn Erbärmd (ad misericordias Domini) zwei Kapellen, die eine vor dem Schelzthor (1414), große Kapelle mit 4 Altären, längst abgebrochen; die andere kleinere in der Ebershalde (1463) ebenfalls verschwunden; die

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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 103. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_103.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)