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benützt. Sie führt den Namen Maille, den man von dem Pall-Mall-Spiel oder Ballschlagen (vielleicht also aus den Zeiten der Ritterakademie) herleitet.

Über den Neckar und seine Kanäle führen folgende Brücken: 1. Die äußere oder Heiligkreuz-Brücke über den Neckar, die längste unter den Brücken des Landes, von 900′ Länge und 25′ Breite. Im J. 1286 wurde sie mit Hülfe einer durch eine Ablaßbulle von 7 Cardinälen unterstützten Collecte an der Stelle der früheren hölzernen schön und sehr dauerhaft erbaut. Im J. 1838 hat sie eine Hauptreparatur erfahren. Von den drei Thorthürmen, die an beiden Enden und in ihrer Mitte standen, ist nur der innere noch vorhanden. Die schöne Heiligkreuzkapelle an ihrem äußern Ende wurde ein Opfer der mit gedachter Reparatur verbundenen Verbesserung der Anfahrt. – 2. Die große Kanal- oder innere Bliensaubrücke verbindet in einer Länge von etwas über 500′ die Bliensau mit der innern Stadt und ist zum Theil mit Häusern überbaut. Die Zeit ihrer Erbauung aus Stein ist nicht genau bekannt. – 3. Die Schwäzbrücke aus der innern Stadt über den Hauptkanal auf die Maille, 1738 aus Stein erbaut; sie hat, nur Einen niedrig gesprengten Bogen von 70′ im Licht. [1] – 4. Die neue steinerne Brücke über den Wehrneckar auf die Maille, 1838 eben so zierlich als solid erbaut. – 5. Die St. Agnesbrücke, steinern seit 1576, aber nur für Fußgänger eingerichtet, führt vom Schelzthor über den Roßneckar. Außer diesen finden sich eine steinerne Brücke über den ehemaligen Stadtgraben beim obern Thor, und fünf hölzerne Stege für Fußgänger.

Die Hauptstraße von Stuttgart nach Ulm (so wie die Filderstraße) tritt durch das Bliensauthor in die Stadt ein, durchzieht diese rechtwinklig nach ihrer ganzen Ausdehnung und verläßt sie durch das obere Thor. Durch das Mettinger Thor kommt die Vicinalstraße von Canstatt her. Das Beutau- und Landolinthor, deren Thürme jetzt abgebrochen sind, führen nach den Filialien. Unter den drei ersteren Thoren wird Pflaster- und Brückengeld, je von 1 Pferd 3 kr., eingezogen. Das Pflaster, auch der meisten Nebengassen ist neuerdings sehr gut, die Beleuchtung wenigstens in den Hauptstraßen genügend,[2] die Reinlichkeit sehr lobenswerth.


  1. Sie war früher von Holz und mit einem Dach versehen. Das letztere erklärt ihren Namen. „Weil die Bedachung bisher ein s. v. Ludernest verursacht und dem Rath den Prospekt das Wasser hinaufgenommen“ lauteten die Motive des Bauamts, als es auf die Veränderung antrug.
  2. Die Gassen waren schon im 15. Jahrhundert gepflastert. Die Beleuchtung wurde seit dem 17. Jahrhundert mittelst Pechpfannen bewerkstelligt,
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 097. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_097.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)