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Plan zeigt, weder im Ganzen noch im Einzelnen regelmäßig. Man hat folgende Theile zu unterscheiden: 1. Die eigentliche oder innere Stadt am rechten Ufer des großen Neckarkanals, gegen den Burghügel sanft ansteigend, sonst eben, früher von starken Mauern mit vielen Thürmen umschlossen, [1] die jetzt größtentheils abgetragen sind. Sieben Haupt- und vier Nebenthore führten nach den Vorstädten, und nur eines, das Lantelin-(Landolin-)Thor, unmittelbar ins Freie (nach der Ebershalde). Von den Thorthürmen ist nur der des Brod- oder Wolfsthors noch vorhanden, an welchem man noch die Hohenstaufenschen Löwen ausgehauen sieht; dieses Thor verbindet die innere Stadt mit der Ober-Thor-Vorstadt. – 2. Die Vorstadt Bliensau auf der Insel zwischen dem Floßkanal und dem Hauptstrom; sie bildet den südwestlichen Haupttheil Eßlingens und ist auf ihren drei Außenseiten mit Mauern umgeben; sie hatte 4 Haupt- und 3 Nebenthore; von ersteren sind noch vorhanden: das Bliensauthor am innern Anfang der Neckarbrücke, mit einem hohen, sehr festen Thurm aus Buckelsteinen mit Zinnen, der kürzlich eine seiner alterthümlichen Structur entsprechende Renovation erfahren hat; das Schelzthor, welches nach dem, von einem früher (1373) hier gelegenen Schelchshofe sogenannten Schelzwasen führt, mit einem ebenfalls sehr massiven alten Thurme. Wenn gleich diese Vorstadt unter dem Namen Bliensowe schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts (Blinsauwe aput Ezzelingen, Speir. Necrol.) und bestimmt 1271 und 1292 vorkommt, so ist doch die Vermuthung Kellers (S. 41) nicht unwahrscheinlich, daß ihr Name von dem der Probstei Nellingen gehörig gewesenen Hof des


  1. Die Stadt mit ihren Vorstädten war in ältern Zeiten wohl befestigt. Unter König Friedrich II. (1212–1250) begann die Ummauerung der eigentlichen Stadt; die der Vorstädte wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts vollendet. Besonders war es König Rudolph, der die Festungswerke der Stadt verstärkte. Die Zahl der Mauerthürme belief sich über 50. Die Stadtmauer war von einem Zwinger, einer starken Vormauer, und einem breiten, tiefen und ausgemauerten Graben umgeben. Mehrere Thore waren mit Vorwerken, und die Neckarinseln mit einem starken Bollwerk versehen. Diese Befestigungsanlagen sollten auf den Befehl des französischen Generals Montelas d. d. Pforzheim, 29. Dec. 1688, binnen 4 Tagen geschleift werden; dieser Befehl aber, mit dessen Ausführung der berüchtigte Melac beauftragt war, wurde wegen des Herannahens der kaiserl. Truppen nur zum Theil vollzogen. Inzwischen sind die Mauern, Vorwerke etc. theils verfallen, theils und hauptsächlich in neuester Zeit abgetragen und die gewonnenen Räume zu Bauplätzen und zur Gartenkultur benutzt. Am meisten hat sich von der Ringmauer und ihren Thürmen bis jetzt noch in der Bliensau erhalten.
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August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 094. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_094.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)