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einem dichten Lorbeerkranz, über Lebensgröße.[1] – Die von Köngen 1) östlich über Pfauhausen, wo 1811 Reste eines römischen Gebäudes aufgedeckt wurden, gegen den Limes oder die Reichsgrenze, 2) über Wendlingen und Kirchheim nach der Alp gegen Faimingen und Augsburg, und 3) und 4) südlich und südwestlich gegen Nürtingen und Rottenburg ausgelaufenen alten Straßen bedürfen noch


  1. Weitere Untersuchungen, welche Topogr. Paulus im April 1844 anstellte, brachten mehrere schöne Estrichboden und Grundmauern ansehnlicher Gebäude mit Resten zierlicher Bronce- und Thongeräthe, unter andern auch einen Raum zu Tage, welchen man nach seiner Einrichtung und den darin gefundenen Fleischhaken etc. für ein Schlachthaus erkannte. Viele Menschenknochen, die man unter den Trümmern fand, zeugen von einer furchtbaren Zerstörung, welche hier nicht nur gegen die Gebäude, sondern auch gegen die unglücklichen Bewohner wüthete. Übrigens ergab sich, daß die Ausdehnung dieser Niederlassung sehr bedeutend war, und sich über den Raum des Burgfeldes hinaus gegen die Burgwiesen und gegen Köngen hin erstreckte, wo man sogar im Ort selbst Spuren von römischen Gebäuden fand. Die Vorstellung, welche sich Hr. Paulus von der Häuseranlage gebildet hat, geben wir mit dessen eigenen Worten aus seinem Bericht vom 19. Juli d. J.: „Die Hauptstraße dieser Niederlassung führte von Ost nach West quer über das Burgfeld. Zunächst dieser Straße zeigt sich eine Regelmäßigkeit in der Anlage der Gebäude, indem diese in zwei Reihen zu beiden Seiten der Straßen in Zwischenräumen gebaut waren, und zwar, wie es scheint, immer so, daß je ein Gebäude auf der einen Seite der Straße vor dem Zwischenraum von zweien auf der andern Seite stand, damit nie die Aussicht von einem Hause durch ein gegenüberstehendes verbaut wäre. Je weiter übrigens die Gelände von dieser Hauptstraße entfernt waren, desto weniger wurde eine solche Reihenanlage eingehalten, sondern die Häuser standen mehr vereinzelt, jedoch immer noch so, daß man von ihnen eine freie Aussicht gegen das Neckarthal hatte. Sämmtliche Gelände scheinen gegen Südost orientirt gewesen zu sehn, so daß sich mit ziemlicher Gewißheit vermuthen läßt, die Römer haben hier in Anlage ihrer Niederlassung den sog. Sonnenbau beobachtet.“ – Fernere Spuren römischer Wohnplätze finden sich 1/4 Stunde nördlich von Köngen auf der sog. Hattenmauer (Heidenmauer?), östlich von Wendlingen auf den Maueräckern, und dem Burgfeld gegenüber auf Unter-Boihinger Markung. Von letzterer Stelle wird in der OA.-Beschr. von Nürtingen die Rede seyn. – Noch verdient hier angemerkt zu werden, daß, nach einer gef. Mittheilung des Herrn Hofdomänenrath v. Gok, in den Köngener Lagerbüchern von 1524 und 1534 mehrere Güter als „beim Löwenbild“ am steinigen Weg gelegen, angeführt werden. – Der Name Schelmenacker, welchen ein etwas vertiefter und feuchter Platz führt, deutet auf das Leichenfeld der alten Niederlassung, wo häufige Irrlichter dem Aberglauben Stoff zu schauerlichen Sagen bieten.
Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 089. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)