Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

übrigen im Neckarthal der Vorzug. Sie erregt die freudige Bewunderung aller Fremden. – Die seltenen Reize der Gegend preist schon in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein Eßlinger Meistersänger, bekannt unter dem Namen „der Schuolmaister von Eßlingen,“ dessen unten bei der Geschichte der Stadt gedacht werden wird.[1]


2. Thäler.

Das Neckarthal durchzieht den Oberamtsbezirk in einer Länge von 5 geom. Stunden, und zwar bis Plochingen in nordöstlicher, von da in west-nordwestlicher Richtung; in ersterer ist es durchschnittlich nicht über 1/8 Stunde breit und von ziemlich niedrigen Hängen begleitet; in letzterer wechselt seine Breite zwischen 2/8 und 3/8 St. und die Halden werden je weiter abwärts, desto höher und links desto steiler. Diese Thalstrecke von Plochingen an gehört zu den freundlichsten, schönsten und best kultivirten des Landes. Die Thalfläche ist trocken, nirgends moorig, und besteht größtentheils aus Wiesen, weiter abwärts auch aus Acker- und Gartenland. Die Hängen zur Rechten sind mit Reben und Obstbäumen bepflanzt, zur Linken wechseln Obstgärten


  1. Wir geben hier eine Probe seiner Poesie (v. der Hagen, Minnesänger II. S. 139) nach der von Herrn Professor Schott uns mitgetheilten Übersetzung:

    Reiche Kleidung haben angelegt
    Der Wald, der Anger und die weitgedehnte Haide.
    Ein Geschenk des Sommers sind diese Gewänder:
    Der April hat das Maaß genommen,

    5
    Der Mai hat zugeschnitten,

    Schöner Gewand ward nie bereitet.
    Weil nun der edle Sommer,
    In der herrlichen Freigebigkeit, die ihm eigen,
    So reichlich schenkt, ohn’ allen Geiz,

    10
    Singen Vögel wetteifernd

    Sein Lob in den Landen überall.
    Dazu läßt in süßen Tönen
    Manche Nachtigall erschallen ihr dar – dar!
    Desgleichen, wenn man ernstlich darauf achtet,

    15
    So plaudert durch einander alles Blumenvolk,

    Als ob es sich im Tanz bewegte.

Empfohlene Zitierweise:
August Friedrich Pauly: Beschreibung des Oberamts Eßlingen. Verlag der J. G. Cotta’schen Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAE%C3%9Flingen_005.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)