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umgeben von Hügelketten im Thal des Hammersbachs das kleine, weitläufig gebaute Dorf Westgartshausen, dessen westlicher, einige hundert Schritte vom übrigen Ort getrennter Theil den besondern Namen Lickartshausen führt, und unten besonders behandelt werden soll, da er seine eigene Geschichte hat. Am Südostende des Dorfes steht die schöne, auf beiden Seiten des Westgiebels mit Kreuzblumen gezierte, im Innern sehr freundliche Kirche zu Unser Liebfrauen. Der geostete spätgothische Chor, der im Vieleck abschließt, hat ein Gurtengewölbe mit Trägern, die in Fratzen enden. Auf den beiden Schlußsteinen ist der zoller’sche Adler und eine Rose. Eines der Fenster hat noch ein Glasgemälde, die h. Katharina darstellend. Im Chor, dessen hinterer Theil als Sakristei dient, steht ein alter Schrein mit einem hölzernen Madonnenbild. Auf den beiden Flügelthüren ist innen in Halbrelief 1. die Verkündigung Mariä, 2. die Geburt Jesu, 3. die Beschneidung dargestellt; das vierte Feld fehlt. Auf der Außenseite befinden sich Scenen aus dem Leben der Maria gemalt: 1. Verlobung von Joachim und Anna, 2. David sieht im Traum die Maria, 3. Verlobung von Josef und Maria, 4. Himmelfahrt der Maria. Auf der Rückwand war Adam und Eva mit Abel und Kain gemalt. Die Malerei, besonders das Gesicht der Hauptpersonen, ist fein und ausdrucksvoll, aber einer Restauration sehr bedürftig; der jetzige Altar von Holz ist schön in gothischem Stil von Hertrich in Ansbach 1858 gefertigt. An der nördlichen Chorwand ist ein leider stark verstümmeltes, zierliches Sakramenthäuschen in der Form einer Thurmpyramide mit von unten aufstrebendem Laubwerk, oben in einer Nische Christus. Das Schiff der Kirche wurde im Jahr 1610/11 neu erbaut. Die Kanzel aus Sandstein ist mit den derb gehaltenen Bildern der vier Evangelisten geziert. An der Kanzeltreppe ist das Wappen Markgraf Joachim Ernsts, des Amtmanns Hans Albrecht v. Wolfstein Freiherrn (H. A. v. W. F.), des Kastners Wolf Frosch und des Pfarrers Ph. Ley, die Jahreszahl 1611 und das Monogramm M. S. H. P., an der Kanzel das Steinmetzzeichen eines H. W. S. Der achteckige Taufstein aus Sandstein hat auf acht Feldern die Namen der 4 Evangelisten und dazwischen die obengenannten Wappen. Er stammt aus dem Jahr 1610. Der viereckige Thurm verjüngt sich nach oben zum Achteck und schließt in einem spitzen Ziegeldach. Der obere Theil desselben ist im vorigen Jahrhundert neu aufgesetzt, nachdem am 28. August 1751 der

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 497. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0497.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)