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die saubere Kirche von St. Veit mit ihrem schlanken, achtseitig sich zuspitzenden Kirchthurm. Der Chor mit einfachem niederem Gurtengewölbe und schlicht gehaltener gothischer Fensterfüllung gehört wohl dem 14. Jahrhundert an. Das ursprüngliche kleine Schiff mit flacher Gipsdecke ist nieder und durch die Empore stark gedrückt, durch Erbreiterung der beiden Seitenwände ist die Kirche ebenso breit als lang geworden, und erhielt auf der Nordseite einen dem Chor entlang gehenden Anbau. Eine in den 1870er Jahren vollzogene Restauration hat das Innere sehr freundlich gestaltet, besonders schön ist das neue Gestühl und die gothisch gehaltene Kanzel aus Eichenholz. Auf der Westseite steht an der spitzbogigen Thüre noch die mindere Zahl 12 zu lesen, die mehrere Zahl ist verschwunden, wahrscheinlich ist 1512 zu lesen. Auf der Südseite des Schiffs trägt ein Stein die Inschrift: Im Jahre Christi MDCCVII den 22. Febr. ist nach dem Gebet der erste Stein zu diesem Bau gelegt worden. Phil. Scholmeier und . . . Dasing Heilinpfleger.

Auf dem früher höheren, 1815 durch Blitzschlag beschädigten Thurme hängen 3 Glocken. Die größte hat die Inschrift: zu Gottes Lob und Ehre goß mich Johann Ludwig Reiner zu Crailsheim. Anno 1815 durch den Blitz vernichtet, Anno 1819 durch die Gemeinden Tiefenbach, Rüddern, Wolmershausen und Weidenhausen neuerrichtet, ähnlich nur abgekürzt die mittlere und kleine Glocke. Die 1815 geschmolzenen beiden alten Glocken hatten die Inschrift: 1) Christoph Glockengießer zu Nürnberg goß mich. Gottes Wort bleibt ewig, glaub dem mit That, wirst selig. Diese große Glocke holten die Heilgenpfleger am 28. April 1591 bei Chr. Glockengießer zu Nürnberg, genannt Kossenhart. 2. Bernhart lachaman gos mich 1501. S. Matheus, S. Johannes, S. Lukas, S. Markus (Dek.-Reg.). Der Gottesacker enthält viele schöne Grabsteine aus neuerer Zeit.

Das sonnig gelegene, nicht große, aber freundliche Pfarrhaus steht im untern Theil des Dorfes an der Hauptstraße, ist 1719 neu erbaut und hat über der Hausthüre die Inschrift: Sacratissimi numinis triunius auspicio, sub felici regimine serenissimi principis et domini, domini Wilhelmi Friedrici Marchionatus Brandenburgici principis pii felicis incluti, domus haec parochialis nova exstructa est MDCCXVIIII. Pfarrhaus und Kirche sind von der Stiftung resp. Kirchengemeinde zu unterhalten. Unweit der Kirche ist das stattliche 1839/40 neuerbaute, auf der Wetterseite mit Schieferplatten geschützte Schul-

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 449. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0449.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)