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Neidenfels, Kalkmühle wurden verbrannt, der Pfarrer Sim. Löw, ein beherzter Mann, gab überall guten Rath zur Gegenwehr. Dafür suchten ihn die Kaiserlichen 1634 bei ihrem Überfall nach der Nördlinger Schlacht auszukundschaften. Alles mit dem Pfarrer flüchtete nach Burleswagen und Neidenfels. Die Bürger wehrten sich tapfer, einer Dragonerschaar, die von Barenhalden und der Neisel her kam, wurde ihr Hauptmann Rauchhaupt erschossen. Aber Widerstand half nichts mehr gegen die Übermacht. Die Männer ließen sich an Stricken den Jagstberg hinab und flohen über die Jagst, auch der Pfarrer. In der Übereilung hatte der Schultheiß die Schlüssel mitgenommen, so daß die Zurückgebliebenen sich nicht ergeben konnten. Die wüthenden Soldaten, welche das Schloß endlich mit Feuer und Schwert nahmen, hausten grimmig gegen Mann und Weib, Jung und Alt, s. W. F. 4, 238. Darauf giengs nach Satteldorf. Zuerst wurde das Pfarrhaus in Brand gesteckt. Kaum der vierte Theil des Orts, auch etliche Häuser im sog. Zimmerhof blieben stehen. Viele siedelten sich nun bei den Schlössern Burleswagen und Neidenfels an, um leichter Schutz zu finden. Ein Bauer wurde beim Baumetlein von einem Soldatenjungen mit dem Brotmesser erstochen. Jetzt brach noch die Pest aus. 3 Häuser starben ganz aus, nur 3 Kinder wurden in dem Jahr 1634/35 geboren. Die jungen Leute giengen nicht mehr in die Häuser, sondern legten sich ins Freie oder aufs Heu. Die Toten wurden mit Gesang des Schulmeisters, da nahezu ein Jahr kein Pfarrer da war, und einem stillen Vaterunser beerdigt. Das Dorf war ganz verwüstet. Viele zogen in andere Länder z. B. nach Bayern, 17 junge Männer nahmen Kriegsdienst. „So war Wohnung, Vermögen, Kinder und Religion dahin“ Pf. Bauers Chronik v. Cr.; W. F. 8, 91. 4, 236. Am 12. Nov. 1688 plünderten die Franzosen die Kirche, in welche die Leute ihre Habe geflüchtet, Pfarrhaus und Schule. 1690 hatten Soldaten unter Dünnewald (?) und Commercy ihr Winterquartier in Satteldorf. Auch der Zug der Schmeißer(?)schen Armee vom Hesselberg gegen den Rhein im Frühjahr 1692 traf den Ort hart. Jedermann bekam 20 bis 30 Sachsen ins Quartier. Die Sachsen erpreßten Geld. 1707 brachte General Tucher am 27. Juni 4 Bataillone auf Bauerwagen (!) nach Satteldorf und Gröningen. Als sie aber am 28. Juni beim Weitermarsch am Burgberger Wald 200 Reiter des General Heister sahen, hielten diese Tapfern jene für Franzosen und „eilten heftig“

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0429.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)