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Gottesdienst hielten, begnügte sich der katholische Geistliche nicht mit dem Kirchlein auf dem Kreßberg, sondern benützte an den andern Sonntagen die Kirche. Bald wurde dem evangelischen Pfarrer erklärt, er habe an Werktagen in der Kirche nichts zu schaffen; während sonst die Evangelischen ihren Gottesdienst zuerst hielten, nahm jetzt der katholische Priester die Zeit von 7–9 Uhr für sich in Anspruch. Bald hatte Knöringen über den unzeitigen Religionseifer des katholischen Pfarrers zu klagen, der es noch dahin bringen werde, daß das katholische Religionsexercitium ganz aufgehoben werde. Vor dem Ende des Jahrhunderts ruhte nun die Gemeinde nicht mehr, bis sie einen eigenen Pfarrer bekam. Trotz schwerer Gefängnißstrafen giengen die Bürger zum Markgrafen, baten ihn fußfällig um Unterstützung. Um nicht alles bisher gewonnene zu verlieren, mußte Knöringen, der erst trotzig erklärt hatte, er sei Bischof und habe alle hohe und niedere Obrigkeit in Lustenau wie ein Reichsstand, ein Pfarrhaus bauen, einen Pfarrer anstellen und aus der Kirche die den Evangelischen ärgerlichen Dinge entfernen. Aber mit der Errichtung einer Wallfahrt nach der Kirche in Kreßberg durch den Pfarrer Nik. Müller begannen neue Widerwärtigkeiten. Man suchte die evangel. Bevölkerung auf allen Wegen durch kathol. Unterthanen zu ersetzen. Die Gemeinde wandte sich an den Ritterhauptmann Hanibal von Crailsheim. Von Brandenburg wurde der Dekan zu Crailsheim beauftragt, alle Jahre Kirchenvisitation in Lustenau zu halten. Allmählich legten sich die Wogen der Erregung, das Verhältniß der Konfessionen ist ein friedliches geworden.

Für die Fundirung der katholischen Pfarrei fehlte es Knöringen als einem „verbrannten Edelmann“, wie er sich nennt, an den Mitteln. Die Familie trat daher das Ehrenrecht der Nomination eines Bibliothekars an der Universität Ingolstadt an den Bischof von Würzburg ab, der nun aus den Einkünften des Klosters Wechterswinkel 125 fl. zur Pfarrei gab.

1595 wurde eine Schule an der Stelle des Beinhäuschens auf dem Kirchhof gebaut, jeder Unterthan gab dazu 1/2 fl., die Herrschaft das Holz. Der erste Lehrer war Mich. Grönagel. Als Katholiken in den Ort zogen, besuchten die Kinder erst die evangel. Schule. Bald trafen auch den evangel. Lehrer mancherlei Beschwerden, er sollte „katholisch läuten und die Uhr richten“. Eines Tags wurde der sonst untadelige Schulmeister Melchior Propst deswegen mit gewaffneter Hand nach Riegelbach geführt und des Landes verwiesen. Später baute

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 361. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0361.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)