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St.A.). Die Reformation hat ohne Zweifel schon Hans von Seckendorf-Aberdar um 1530 eingeführt. Nach der Beschreibung des Ritterguts Kreßberg (Akten des Kameralamts) soll Lustenau einer der ersten Orte der Gegend gewesen sein, in welchen reformirt wurde. Ulrich von Knöringen, ein energischer Verehrer des Interims, der 1552 einen katholischen Priester nach Waldthann setzte, durfte es nicht einmal wagen, einen katholischen Priester im Schloß zu halten. 1562 stellte seine Witwe, Anna v. Westerstetten, einen solchen an, aber mußte sich alsbald von Markgraf Georg Friedrich beschränkende Maßregeln gefallen lassen. Der katholische Priester, der meist zugleich als Schreiber des gnädigen Herrn auf dem Schloß oder als Präzeptor seiner Kinder fungirte, (nur private Religionsübung auf dem Schloß wurde gestattet) durfte weder als Zuschauer noch als Zuhörer die Kirche betreten, die Heiligenpfleger mußten alljährlich persönlich in Ansbach berichten, ob der Priester nicht das Dorf betrete. Bei der Beerdigung der Anna Regina v. Knöringen 1601 durfte der Pfarrer von Jagstzell die Messe im Schloß lesen, aber die Leiche nur bis zum Bild vor dem Schloß besingen, dann trat der evangelische Pfarrer von Lustenau in Funktion. Um den evangelischen Pfarrer mehr beherrschen zu können, riß man ihn vom Kapitelsverband Crailsheim los.

Nach dem Tode Hans Ludwigs von Knöringen 1626 16. Febr., s. u., wurden erst seine beiden Söhne der evangel. Mutter entrissen und mit List nach Dillingen entführt, um katholisch erzogen zu werden. Dies der erste Schritt zur Gegenreformation.

Am 15. Juli 1628 erklärten die beiden Bischöfe Johann Christoph von Westerstetten zu Eichstädt und Heinrich von Knöringen zu Augsburg als oberste Inspektion der Knöringenschen Vormundschaft dem Vogt Martin Mümpfer zu Kreßberg, sie wollen kraft des Restitutionsedikts die katholische Religion wieder einführen. Die Vormünder v. Buchholz und v. Stein protestirten vergeblich. Dem Pfarrer Math. Röttinger wurde der Dienst binnen 4 Wochen gekündigt. Der erste katholische Pfarrer war Georg Müller von Ehingen an der Donau, der sich seine bisherige Pfarrei Beersbach OA. Ellwangen vorbehielt, da er seine Wirksamkeit für aussichtslos hielt; die Filialisten leisteten energischen Widerstand. Müller flüchtete Ende Februar oder Anfang März 1632, als die Schweden in Franken die Oberhand gewannen. Pfarrer Beurlin v. Waldthann versah einstweilen

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0359.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)