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und die Stadt selbst gewährt der Lage des Orts einigen Reiz. Der Ort besteht aus zwei vollständig getrennten unter sich verschiedenen Theilen, dem bäuerlichen Altenmünster mit seinen holzgetäferten Scheunen und Häusern um die saubere Kirche hergelagert, und dem durch den Bahnbau ins Leben gerufenen Neumünster, einer Vorstadtähnlichen Reihe von meist kleineren, aber freundlichen Häusern längs der Straße nach Gaildorf und einer Bevölkerung von Gewerbetreibenden und Arbeitern.

Die im Jahr 1730 an der Stelle der alten St. Peter und Paul geweihten neuerbaute Kirche ist ein vollständig den Charakter des 18ten Jahrhunderts wiederspiegelndes Gebäude, ein hohes, helles Schiff mit der Kanzel und dem Altar darunter an der Westwand, der Orgel an der Ostwand. Ein Chor ist nicht vorhanden. Der Thurm steht gegen Westen und schließt in einer achtseitigen ziegelbedachten Spitze. Die frühere Kirche besaß einen Hochaltar, in dessen Mitte der Herr mit Petrus und Paulus stand, darüber das Crucifix, darunter die 12 Apostel. Auf dem einen Flügel war das Bild des heil. Ulrich mit seinem Fische, auf dem andern der heil. Christophorus, auf der Außenwand der gekrönte Christus, darunter Misericordia Mariae und daneben Petrus und Paulus. Auf den kleinen Flügeln unten befanden sich die 4 Evangelisten und der rothe burggräfliche Adler. Der obere Theil war jünger als der untere. An den Kirchenstühlen war das hohenzollerische Wappen und die Schlüssel Petri zu sehen. Der hölzerne Taufstein ist vom Jahr 1617. Von den drei Glocken ist nur die große alt. Sie hat in gothischen Majuskeln die Inschrift: ave maria gracia plena. MCCCCXXXXIIII magister conradus gnochamer me fecit.

Die 2te stammt aus dem Jahr 1802 und ist von J. F. Lösch in Crailsheim gegossen. Die kleinste scheint ursprünglich eine Schiffsglocke zu sein. Sie hat die Inschrift: Anno domini MDCLX me fecit Amstelodami – dann ein Medaillon mit einem guten Brustbild des Gießers und der Umschrift: Joannes Ph. D. C. Princelbote. Der Gottesacker liegt unmittelbar an der Kirche und hat noch 2 Grabdenkmale der Pfarrer Camerarius und Kracker. Das Pfarrhaus von mäßiger Größe liegt südlich von der Kirche freundlich im Garten. Es ist 1767 erbaut und zeigt das hohenzollerische Wappen an der Hausthüre. Kirche und Pfarrhaus sind von der Stiftung zu unterhalten. Das Schulhaus südwestlich von der Kirche ist ein sehr unansehnliches, altes Gebäude, das keinen genügenden Raum bietet. Es soll

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0336.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)