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Stattlichkeit des Baues mit seinen schönen Gängen, seinen gedrehten Treppengeländern ahnen. 1798 wurde das Haus an die Gemeinde verkauft und ist jetzt in Privathänden, aber theilweise baufällig.

Der Ort ist durch Vizinalstraßen mit Crailsheim, Waldthann (Markt)Lustenau und Westgartshausen verbunden. Das Trinkwasser ist gut und reichlich. Es sind 8 laufende und 14 Pumpbrunnen mit einer hölzernen Wasserleitung vorhanden.

Der größte Grundbesitz beträgt 19 ha, der mittlere 9 ha, der geringste 50 ar. Auf der Markung Crailsheim besitzen die Bürger 30 ha.

Von Gewerben sind besonders Maurer und Zimmerleute vertreten, ein Krämer ist im Ort, sowie eine Bierbrauerei und zwei Gastwirthschaften. Die Mühle am Mühlbach hat 2 Mahlgänge und einen Gerbgang.

Der Hauptnahrungszweig ist Ackerbau mit Viehzucht. Die etwas kleine wohlarrondirte Markung hat schwer zu bearbeitenden Keuperboden, auch etwas Sandboden von mittlerer Fruchtbarkeit. Das Klima ist im ganzen mild, gegen kalte Nord- und Ostwinde geschützt durch die Berge, doch kommen schädliche Fröste und Nebel vor. Hagelschlag ist selten (8. Juli 1849, daher Hagelfeiertag hier und in Waldthann). Der Burgberg ist Wetterscheide.

Die Realgemeinde besitzt 95 Morgen Nadelwald, der den Berechtigten per Morgen 1 Rm. Holz jährlich liefert. Zur Weide dient neben den Ödungen Brach- und Stoppelweide. Das Weiderecht gehört der Realgemeinde, welche dasselbe durch den Ortsschäfer ausübt und ca. 200 St. Schafe von der Bastardrace Sommer und Winter auf der Markung gehen läßt.

Die Rindviehzucht ist stark, man hält den Traisdorfer Schlag, von welchem ein Farren aufgestellt ist, zu dessen Unterhalt die Realgemeinde 21/2 M. Wiesen gibt. Es herrscht durchaus Stallfütterung. Das nachgezogene Vieh wird auf die benachbarten Märkte gebracht. Auch die Schweinezucht ist bedeutend. Es werden viele Schweine von einheimischem Schlag zum Markte geliefert. Schweinemästung zu 1/4 für den Verkauf, zu 3/4 für den eigenen Bedarf.

An Armen-Stiftungen sind vorhanden 400 fl. von Geh. Rath Beringer, 160 fl. von Winter, 50 fl. von Moder, 100 fl. von Schneid, 50 fl. von Deeg, 600 fl. von Schuler, 25 fl. von Rau, 50 fl. von Wiedemann, 160 fl. von Busch.

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0264.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)