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Schloß verwahrt und 1795 wurde es zu einer Kaserne für das 3. Bataillon des preußischen Regiments Ansbach umgewandelt. Es hatte eine eigene Kapelle. Hinter dem Schloß wurde 1844 das jetzige Kameralamt erbaut, das frühere stand in der Nähe des hintern Marktplatzes, früher die „Hospet“ genannt.

Das jetzige Rathhaus am vordern Marktplatze mitten in der Stadt ist ein großes Gebäude mit stattlicher Westfront, daran der hohe „Stadtthurm“. (Früher war das Rathhaus auf der Stelle der Apotheke von Faber in der langen Gasse. Es wurde 1622 von Kaspar von Blankenstein erkauft.) Das jetzige Rathhaus hieß „das Tanzhaus“, enthielt das Kastenamt und einen großen städtischen Tanzsaal, in dem auch öffentliche Komödien aufgeführt wurden. Auf den großen Böden war der herrschaftliche Fruchtkasten. Zur preußischen Zeit war hier das Justizamt und Kameralamt, zur bayerischen Zeit das Hall- und Mauthamt in dem untern Stock mit der Stadtwage und dem Fleischhaus. Im Jahre 1717/18 wurde der Stadtthurm erbaut und mit einem Kranz und Wohnung des Hochwächters versehen. 1835 am 3. März, als eben ein Fastnachtsball gehalten werden sollte, schlug während eines Schneesturms der Blitz in die Laterne und verzehrte den ganzen innern Holz-Einbau bis auf den Grund in einer Nacht; 1836 wurde der Thurm wieder hergestellt. Derselbe ist 54,7 m hoch. Er erhebt sich erst viereckig, setzt am Kranz unvermittelt ins Achteck um, über dessen Kuppel eine Laterne die Schlagglocke enthält.

Das schöne, geräumige Stadtpfarrhaus, von Hof und Garten umgeben, nordwestlich unter der Johanniskirche, war bis 1568 die alte Behausung der Herren von Crailsheim. Da im alten Pfarrhaus, das unmittelbar hinten an das jetzige stieß, ein Pfarrer nach dem andern binnen kurzer Zeit dahinstarb, beantragte der neue Stadtpfarrer Joh. Bapt. Lechelius, beim Rath, man möchte das ungesunde alte Stadtpfarrhaus verkaufen und das Haus des † Eitel Wilh. v. Crailsheim erwerben, das zwischen Mich. v. Rinderbachs und Val. Heinrichs v. Ellrichshausen Behausung lag. Der Rath verkaufte den alten Pfarrhof für 635 fl. an den v. Rinderbach, während er für das neue Haus nur 525 fl. gab. Mit der adeligen Nachbarschaft hatten die Stadtpfarrer öfters Ungelegenheit, so 1487 mit Kaspar v. Crailsheim, „qui ex mera invidia cannale ex cacabina

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0207.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)