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Wein gezecht hatte. Einmal fuhr das Muotisheer hinter ihm her. Den Schluß bildete ein schwarzer Reiter in grünem Kleid mit 2 Pferden, von denen er eines ritt, das andere mitführte. Wilhelm fragte, wem das Roß gehöre und erhielt die Antwort: Einem gewissen Wilhelm v. Rechenberg dem Wilden, der wird eben auf diesem Roß über ein Jahr in der nämlichen Stunde in den Höllenabgrund fahren. Wilhelm erschrack, ritt schnurstracks nach Ellwangen, klagte dem Abte die Sache, vermachte all sein Hab und Gut dem Kloster um seines Seelenheils willen und wurde des Klosters Marschalk oder Stallmeister. Er war der letzte Rechenberger. Nach Birl. Volksth. 1, 31. – Die Sage, auf altgermanischem Volksglauben ruhend, ist zugleich Reflex der schweren Konflikte Wilhelm Adelmanns auf Rechenberg um 1490 mit dem Propst von Ellwangen. W. Franken Neue Folge 1, 40.

Stimpfach. Nahe bei der Kirche in Stimpfach stand ein altes Sühnekreuz. Dort hatte einst Wilhelm von Rechenberg der Wilde seinen Knecht niedergestochen. Er war am heil. Osterfest zur Kirche nach Stimpfach gefahren, kam aber zu spät. Da entbrannte sein Zorn über den Kutscher, dem er die Schuld beimaß, und er erstach ihn auf der Stelle. In bitterer Reue vermachte er dem Kloster Ellwangen die Burg und all sein Hab und Gut und soll später selbst von seinem Stallknecht erstochen worden sein. Mündl. und Birl. Volksth. 1, 169.

Wirklich hatte ein Adelmann, aber nicht Wilhelm, um 1510 einen Knecht in Stimpfach erschlagen.

Eine Stunde von Stimpfach ist die Ulrichshalde. Dort rastete der heil. Ulrich B. v. Augsburg, wenn er an den Rhein zog und bei den Grafen v. Flügelau übernachtete. Vgl. die Ulrichskirchen bei Dinkelsbühl und Ellrichshausen. Nach Birl. Volksth. 1, 407.

Unter-Deufstetten. Das dortige Schloß gehörte einst den Herrn v. Drechsel. Ein Fräulein v. Drechsel, die Pelzlisel genannt, erschien öfters den Leuten in einem mit Pelz verbrämten Mieder und einen Schlüsselbund in der Hand. So einem Schäfersmädchen, dem sie einen Schatz im Keller zeigen wollte. In einem Zimmer sah man oft ein Licht, das wie eine helle Flamme aufloderte. Auch im Keller hörte man sie rumoren. Birl. Alem. 7, 140. 41. (1621 ist Sabina Polzlerin Beschließerin im Schloß zu Unter-Deufstetten. Segringer Kirchenb.)

Wanderkirchen und Wanderglocken.

Die Kirche von Honhardt sollte bei Steinbach auf den Kirchbühl gebaut werden, wie es die Steinbacher haben wollten. Aber jede Nacht wanderten Holz und Steine von dort nach Honhardt und wurden auf der Stelle der heutigen Kirche gefunden. (Mündl.)

Die große Glocke zu Bernhardtsweiler wurde vielfach begehrt. Einst hatte man sie bereits nach Dinkelsbühl geführt, wo sie schon auf dem Thurm hieng, aber so oft man sie läutete, tönte es in der Luft:

Anna Susanna
Z Berndsweiler will i hangaⁿ,
Will läutaⁿ, will schlagaⁿ
Wills Wetter verjagaⁿ

Mündl. Vgl. auch Steichele, Bisth. Augsb. 3, 531.

So tönte es fort, bis man sie wieder nach Bernhardsweiler brachte.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)