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Merkur 1844 Nr. 316 zu lesen: „Man muß von Ellwangen herab sehen, wie mit dem letzten Keuperrand bei Randenweiler Gesicht, Kleid, Farbe, Arm und Bein und Sprache anders wird, nemlich ruhiger, schmucker, weicher, ebener. Mit Stimpfach, dem einzigen ganz katholischen Pfarrdorf (früher ellwangisch) sind die rothen Weiberröcke und Brustflecke, ist Schwaben und Ellwangen haarscharf abgeschnitten. Wo die Jagst in die Ebene geht, jagt auch ein anderes Blut in den Adern. In Appensee, nur eine Viertelstunde von Stimpfach, ist Franken. Zwar zunächst noch etwas langsam voran hinaus in das muntere hohenloher Leben, dem über die östliche Keuperhöhe die rein fränkische Luft nur oben hereinweht, und dem der Muschelkalk den Tritt immer noch etwas zäher hält als sein Sandboden dem Vollblutfranken. Der Stamm ist minder stark, aber die Glieder beweglicher, der ebenere Gang rascher, die Köpfe ovaler, der Teint weicher, die Kleidung reicher, die Tracht geschmeidiger, als in Schwaben.“ Die goldene Mittelstraße ist für die ganze Art des Volkes maßgebend. Nirgends begegnen uns hünenhafte mächtige Gestalten wie in Oberschwaben, aber auch nicht unmäßige Beleibtheit wie in Bayern, sondern wohl proportionirte, untersetzte und gedrungene Gestalten. Vereinzelt tritt Gesichtsbildung mit slavischem Typus auf, plattgedrückte, breite Gesichter mit dunkler Hautfarbe, z. B. in der Gegend von Waldthann.

Geistig wohlbegabt und aufgeweckt, hat die Bevölkerung eine gute Anzahl tüchtiger Männer hervorgebracht (s. Ortsbeschr. v. Crailsheim), aber im Ganzen hält das Geistesleben mit seinen Anlagen, Äußerungen und Bedürfnissen das gute Mittelmaß ein.

Das Gemüthsleben ist für die Eindrücke von Freud und Leid leicht empfänglich, daher auch allenthalben Theilnahme an freudigen und traurigen Ereignissen zu finden ist, die sich in bereitwilliger Hilfeleistung und Wohlthätigkeit kund thut. Heiter und doch gesetzt, immer ein gewisses Maß des Anstandes und der Sitte wahrend, äußert der Franke des Bezirks seine Lebenslust bei seinen Vergnügungen, zeigt Neigung zu harmlosem Scherz, zum Lustigmachen über Andere, über Nachbarorte, aber immer in den Schranken der Gutmüthigkeit.

Im Jahre 1787 schreibt der stark vom Aufklärungsgeist erfaßte Fischer in seiner statistisch-topographischen Beschreibung des Burggrafenthums Nürnberg von unserem Bezirk: „Die Religionsbegriffe sind noch sehr umnebelt, aber diese Begriffe sind von sehr geringem Einfluß auf das praktische Leben.“ Dem

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0107.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)