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württembergische Gebiet eingesprengten Gumpenweiler, ins Thal der Zwergwörnitz oder des Schönbachs herabzusteigen. Vor uns liegt die Nikolauskapelle von Bergertshofen mit ihrem stumpfen Thurm und ihren dicken Mauern, dort auf dem Kreßberg die Ruinen der das Thal lange und schwer beherrschenden Burg, hier eine Wallfahrtskapelle, ein Denkmal der siegreichen Gegenreformation. Ein reizender Blick: vor uns drei Thäler, das obere Zwerg-Wörnitzthal mit Bergertshofen, Ober- und Unter-Stelzhausen, zu unsern Füßen das stattliche Markt-Lustenau, gegen Westen das Waldthanner Thal, mit dem sich das Wüstenauer vereinigt, im Frühling erst grün, dann gelb von Wiesenblumen, dann roth vom Klee gefärbt. Dort die saubere Kirche von Waldthann im Hintergrund, hier der stattliche Tempelhof, einst Schloß der Herren von Knöringen.

Nach Süden weitet sich das Thal der Zwergwörnitz bei Riegelbach und dem nahen bayerischen Pfarrdorf Weidelbach. Hochgelegene Dörfer und Höfe blicken herüber aus dem nahen Bayern, Sinnbrunn, das alte Siebenbrunn, Waldeck u. s. w., von Süden Wildenstein mit Kirche und Schloß; in der Ferne steigt bläulich gefärbt die Pyramide des Hesselbergs, dann Baldern, der Ipf und daran sich schließend die Albkette auf. Nach Osten aber erschließt sich uns die Aussicht auf den grünen Wörnitzgrund mit seinen zahllosen Dörfern, im Hintergrund das stolze Schillingsfürst im Schimmer seiner sonnenbeglänzten Fenster.

Wir ziehen an Marktlustenau vorbei und die mit dünnem Nadelholz bewachsenen jenseitigen Halden hinan, dann auf einsamem Pfad durch Wald und Feld mit sandig-magerem Boden über die bäuerlich-stattlichen Weiler Bräunersberg, Schönbronn und Gaisbühl bis unterhalb des hochgelegenen Bergbronn auf die schöne Dinkelsbühler Landstraße. Ab und zu schauen die ragenden Thürme der alten Reichsstadt Dinkelsbühl zwischen Obstbäumen und langaufblitzenden Seespiegeln lockend herüber. Zur Rechten liegt von Tannenwald umgeben Wäldershub mit seinem einstigen Schlößchen, weiterhin, wie aus dem Boden gezaubert, der hohe gothische Chor von Bernhardsweiler. Schon dehnt sich die lange Häuserreihe mit Kirche und Freiherrnschloß von Wildenstein und Lautenbach, aus grünen Wiesenthälchen winkt der Thurm der Kirche des freundlichen Unterdeufstetten mit dem Schloß der Freiherren v. Seckendorf, während Matzenbach in seiner Thalsenkung verborgen bleibt. Immer wieder begegnen uns hier schwer beladene Wagen, klirrend von Steingut, von

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Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Crailsheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1884, Seite 038. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OACrailsheim0038.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)